#272 Alle 10 Minuten - TikTok gab ihr eine Stimme. Er nahm ihr das Leben. (Sania Khan)
Shownotes
Es beginnt nicht mit einem Knall. Nicht mit einem dramatischen Moment, der alles erschüttert. Es beginnt still – mit einer Frau, die nach Monaten der Enge zum ersten Mal wieder spürt, wie sich ihr Leben weiten könnte. Eine Frau, die erkennt, dass sie mehr verdient als Schweigen, Kontrolle und das ständige Gefühl, sich selbst zu verlieren. Also entscheidet sie, sich Raum zu nehmen. Nicht um zu fliehen, nicht aus Panik, sondern weil jeder Mensch das Recht hat, ein Leben in Würde, Frieden und Selbstbestimmung zu führen.
Und genau diesen Raum beginnt sie öffentlich sichtbar zu machen. Vorsichtig zuerst, dann klarer. Auf TikTok, in kurzen Videos, in denen sie ihre Gedanken teilt, ihre Verletzungen, ihre Fragen, ihren Mut. Was für viele nur eine App ist, wird für sie zum Fenster: ein Ort, an dem sie endlich sagen kann, was lange unausgesprochen blieb. Menschen hören zu. Frauen fühlen sich gesehen. Ihre Worte verbreiten sich – und mit ihnen die Wahrheit darüber, wie schwer es sein kann, sich aus emotionaler Enge zu lösen, ohne dafür verurteilt zu werden.
Doch während sie online immer stärker wird, ihre Community wächst und ihre neu gewonnene Unabhängigkeit sichtbar wird, beginnt jemand anderes im Verborgenen einen tödlichen Plan zu schmieden – weil genau diese Freiheit für ihn unerträglich ist.
⚠️ Triggerwarnungen: • Gewalt an Frauen • Femizid • Partnerschaftsgewalt
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Transkript anzeigen
00:00:18: Es beginnt nicht mit einem Knall, nicht mit einem dramatischen Moment, der alles erschüttert.
00:00:23: Es beginnt still, mit einer Frau, die nach Monaten der Enge zum ersten Mal wieder spürt, wie sich ihr Leben weiten könnte.
00:00:30: Eine Frau, die er kennt, dass sie mehr verdient als Schweigen, Kontrolle und das ständige Gefühl, sich selbst zu verlieren.
00:00:37: Also entscheidet sie, sich Raum zu nehmen.
00:00:39: Nicht um zu fliehen, nicht aus Panik, sondern weil jeder Mensch das Recht hat, ein Leben in Würde, Frieden und Selbstbestimmung zu führen.
00:00:47: Und genau diesen Raum beginnt sie öffentlich sichtbar zu machen.
00:00:50: Vorsichtig zuerst, dann immer klarer.
00:00:53: Auf TikTok in kurzen Videos, in denen sie ihre Gedanken teilt, ihre Verletzungen, ihre Fragen, ihren Mut.
00:01:00: Was für viele nur eine App ist, wird für sie zu einem Fenster.
00:01:04: Ein Ort, an dem sie endlich sagen kann, was lange unausgesprochen blieb.
00:01:08: Menschen hören zu, Frauen fühlen sich gesehen.
00:01:10: Ihre Worte verbreiten sich und mit ihnen die Wahrheit darüber, wie schwer es sein kann, sich aus emotionaler Enge zu lösen, ohne dafür verurteilt zu werden.
00:01:19: Da während sie online immer stärker wird, ihre Community wächst und ihre neu gewonnene Unabhängigkeit sichtbar wird, beginnt jemand anderes im Verborgenen einen tödlichen Plan zu schmieden, weil genau diese Freiheit für ihn unerträglich ist.
00:01:45: Wir sind Laura und Sarah und jeden Sonntag öffnen wir für euch ein neues Kapitel echter Kriminalfälle.
00:01:51: Geschichten, die uns beim Recherchieren selbst oft sprachlos machen, von kaltblütigen Mördern über ungeklärte Rätsel bis hin zu Femiziden, zumindest hört sich das laut deiner Einleitung schwer danach an, als würden wir heute über einen solchen Fall sprechen.
00:02:07: Ja, ganz genau.
00:02:08: Und das geschieht immer mit dem Bewusstsein, dass hinter jedem Fall echte Menschen stehen, deren Leben für immer verändert wurde.
00:02:15: Denn da werde ich auch gleich nochmal genauer drauf eingehen.
00:02:19: Manche unserer Geschichten klingen wir aus einem Krimi, nur dass sie wirklich passiert sind.
00:02:24: Und gerade, was das Thema Femizide angeht, finde ich, muss einfach so oft nochmal ausgesprochen werden, wie häufig das passiert.
00:02:33: und wie viele Frauen da einfach von betroffen sind.
00:02:36: Ja, für wie viele Frauen das eigentlich die Realität ist.
00:02:40: Ja.
00:02:41: Und eben kein Krimi.
00:02:43: Ja.
00:02:43: Auch wenn das ganz häufig einfach nicht so wahrgenommen wird.
00:02:47: Absolut.
00:02:48: Und deswegen haben wir uns entschieden, passend zum fünfundzwanzigsten November.
00:02:53: Das ist ja der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, dass wir diesem Thema heute Raum verschaffen möchten.
00:03:00: Ja.
00:03:01: Und deswegen würde ich sagen, stellt euch euren Eislatte bereit und taucht mit uns ein ins Dunkel.
00:03:12: Sarah, wir haben ja jetzt gerade schon bemerkt, dass die Folge heute auf jeden Fall ... ja, sie wird sehr hart zu ertragen, würde ich mal sagen.
00:03:20: Es ist ein sehr, sehr schweres, aber auch wichtiges Thema.
00:03:23: Und bevor wir da jetzt gleich einsteigen, wollte ich dich noch was Schöneres fragen.
00:03:30: Ja.
00:03:31: Was ist so dein finales Fazit zur Tour, weil wir sitzen hier jetzt?
00:03:35: Wir sind gestern zurück nach Hause gekommen, nach allen acht Tourstops und da würde mich interessieren, wie geht es dir damit, was denn so deine Gedanken ginge?
00:03:47: Also erst mal muss ich sagen, mein Energy Level ist relativ low, aber dafür ist mein Herz sehr, sehr voll.
00:03:56: Also es war wirklich wieder mal eine wunderschöne Tour.
00:04:01: kann das manchmal gar nicht richtig glauben.
00:04:03: Ich habe das letztens auch auf Instagram erst geschrieben, dass man manchmal ja erst durch die Tour merkt, hoch, da sind ja wirklich Leute, die einem regelmäßig zuhören und die einem auch gerne zuhören und das geil finden, was man macht, weil das kann man manchmal einfach nicht richtig greifen.
00:04:23: Nee, kann man auch nicht, ja.
00:04:24: Und das
00:04:25: ist mir jetzt durch die Tour wieder so bewusst geworden und das ist... Ein so schönes Gefühl, das kann man kaum in Worte packen, finde ich.
00:04:33: Ja.
00:04:33: Also so viele, so schöne Seelen, die wir da getroffen haben, die mit uns mitgefiebert und mitgefühlt haben und uns zugejuwelt haben, die uns umahnt haben und die uns teilweise ja sogar kleine selbstgemachte Geschenke mitgebracht haben.
00:04:48: Ja.
00:04:49: Also völlig irre eigentlich, sich das so vorzustellen und das dann auch noch live zu sehen.
00:04:57: Das muss ich jetzt erstmal so ein bisschen verarbeiten.
00:04:59: Ja, geht mir genauso.
00:05:00: Ich finde, man hat da so viele Eindrücke irgendwie über so einen langen Zeitraum jetzt gesammelt, dass man wirklich erstmal ein bisschen klarkommen muss und die ganzen Gefühle ordnen muss.
00:05:10: Weil ich habe das auch, dass ich manchmal vergesst, dass uns wirklich echte Menschen zuhören.
00:05:15: Ja, genau.
00:05:16: Wir sehen das zwar online, wir sehen die Zahlen, aber mal zu sehen, wer steht da eigentlich hinten dran.
00:05:22: Wann hören die Leute uns und wie lange schon?
00:05:25: Und das berührt mich immer richtig dort.
00:05:27: Ja,
00:05:27: voll.
00:05:27: Und wir haben das ja auch immer mal wieder, dass dann manche Hörerinnen mit uns teilen, beispielsweise, dass sie uns in ganz schwierigen Phasen auch gehört haben und wie ihnen dadurch so ein bisschen Ablenkung und vielleicht auch mal so eine Stunde sorgenfreie Zeit geliefert haben.
00:05:48: Und das finde ich dann immer besonders verrückt irgendwie, weil man ja oft das Gefühl hat, dass unser Podcast in Anführungszeichen Unterhaltung ist.
00:05:59: Natürlich ist da auch ein großer Anteil Aufklärung und Sichtbarkeit mit bei, aber dass man eben so einen Einfluss auf einzelne Leben und auf Individuen hat, das ist einem gar nicht so richtig bewusst.
00:06:14: Das ist schon noch immer so.
00:06:15: was, wo ich dann da stehe und so ein bisschen mit den Tränen kämpfen muss.
00:06:18: Total, ja.
00:06:19: Weil das so eine Ehre ist und so, so schön und ja, uns einfach so unendlich viel bedeutet.
00:06:27: Deswegen auch an der Stelle noch einmal, auch wenn ihr es nicht zu tur geschafft habt.
00:06:31: Danke, danke, danke, dass ihr uns jeden Sonntag hört, dass ihr uns seit fast sechs Jahren begleitet und wirklich einfach die geilste Community aller Zeiten seid.
00:06:42: Ja.
00:06:43: Ach ja, ich finde, du hast das am Anfang sehr schön gesagt, dass unsere Herzen einfach voll sind.
00:06:48: Ja, total.
00:06:49: Die platzen
00:06:50: fast.
00:06:50: Ja.
00:06:51: Und an der Stelle wollte ich noch kurz eine Sache sagen.
00:06:54: Und zwar haben wir in jeder Stadt einen Gänsehautogo-Moment von euch gehört.
00:06:59: Und wir haben ja schon versprochen, dass ihr euch dafür was aus unserem Merch-Shop aussuchen dürft.
00:07:05: Und ich würde euch einfach bitten, ihr habt uns ja alle danach eine Instagram-Nachricht geschrieben mit Eurem Wunsch aus dem Shop, dass ihr einmal nochmal kurz unsere Nachricht schickt in diesem Verlauf, dass die Nachricht wieder nach oben rutscht, weil das ist jetzt was, wo wir uns die nächsten Tage drum kümmern, dass die Pakete rausgeschickt werden an euch.
00:07:22: Ja.
00:07:22: Und wenn wir schon mal bei unserer neuen Merch-Kollektion
00:07:26: sind,
00:07:27: wir haben da ja was ganz Neues rausgebracht vor wenigen Wochen.
00:07:31: Ja.
00:07:32: Also unsere Partner-In-Crime-Kläser beispielsweise aus Senlauern, ich auch gerade ein Eislatte trinken.
00:07:39: Ja.
00:07:40: Übel geil.
00:07:41: und dann ja aber auch unser Longsleeve und unser T-Shirt und Sticker.
00:07:46: Ich glaube die sind bisher immer so ein bisschen untergegangen.
00:07:48: Ja.
00:07:48: Aber schaut auf jeden Fall mal im Shop vorbei.
00:07:51: Wir verlinken euch den in den Show-Notes.
00:07:54: Weil jetzt steht ihr auch Weihnachten kurz bevor.
00:07:58: Ja.
00:07:59: Und ich finde es gibt ja eigentlich kein sweeteres Geschenk als was vom Lieblings True Crime Podcast.
00:08:06: Ja wirklich so.
00:08:07: Und ich liebe unsere neue Kollektion wirklich.
00:08:10: Ja, und ich hab das auch noch mal gemerkt, während der Tour, weil ganz viele von euch hatten eben schon Pieces aus der Kollektion an.
00:08:16: Ja, das war so cool.
00:08:17: Teilweise auch aus den alten Kollektionen, die ich auch noch voll geil finde.
00:08:20: Aber die neue, die hat so richtig mein Herz, die finde ich richtig, richtig cool.
00:08:25: Und deswegen schaut ihr auf jeden Fall mal vorbei.
00:08:28: Ja.
00:08:29: Und das Design ist ja so, beziehungsweise die Idee dahinter ist ja auf der letzten Tour entstanden.
00:08:36: Genau.
00:08:37: als wir gesagt haben, ja, stay safe, stay single, weil eben ganz viele Frauen Partnerschaftsgewalt erleben und eben auch innerhalb ihrer Beziehung getötet werden.
00:08:48: Ja.
00:08:48: Und ich finde, also gerade zur heutigen Folge passt das extrem, weil man einfach sieht, wie gefährlich auch eine romantische Beziehung für eine Frau einfach sein kann.
00:08:59: Und ich finde, dass ... Ich finde das einfach jedes Mal wieder erschrecken, wenn wir darüber sprechen.
00:09:04: Ja, total.
00:09:05: Und wir haben das auf der Tour ja so ein bisschen lustig gesagt, dieses Stay safe, stay single.
00:09:11: Aber das muss man an der Stelle ja auch einmal ganz deutlich sagen.
00:09:14: Das ist einfach die gefährliche Realität für ganz, ganz viele Frauen.
00:09:20: Und das muss sich einfach ändern.
00:09:23: Ja.
00:09:23: Und wir packen euch ja die Trigger-Warnungen auch immer in die Show-Notes.
00:09:26: Ich würde es aber bei dieser Folge ganz gerne auch noch hier benennen, und zwar wir sprechen heute eben über einen Femizid, wir sprechen über Gewalt an Frauen und eben auch über Partnerschaftsgewalt.
00:09:38: Und ich fand das sehr interessant, weil ich habe letztens eine Story bei Josie Schreib gesehen.
00:09:44: Über den Begriff Partnerschaftsgewalt?
00:09:46: Genau, dass sie auch gesagt hat, sie findet die Begrifflichkeit irgendwie schwierig.
00:09:51: Weil was hat Gewalt mit Partnerschaft
00:09:53: zu tun?
00:09:53: Total.
00:09:54: Und als ich das bei ihr gelesen habe, habe ich gedacht, ja stimmt total, das ist sowas.
00:09:58: wo man vielleicht mal über eine neue Begrifflichkeit nachdenken müsste und ich sage es ja immer, wie da.
00:10:04: manche Leute wollen das ja nicht verstehen, aber Sprache macht ganz, ganz viel und ist super, super wichtig einfach.
00:10:09: Ja,
00:10:10: und entwickelt sich glücklicherweise auch weiter.
00:10:13: Ja.
00:10:29: sondern Alltag.
00:10:30: Weltweit
00:10:31: jeden Tag.
00:10:33: Es geht um Zahlen, die man kaum begreifen kann.
00:10:36: Alle zehn Minuten wird irgendwo auf der Welt eine Frau von ihrem Partner oder einem Familienmitglied getötet.
00:10:43: Alle zehn Minuten.
00:10:45: Ein Leben, ein Name, eine Geschichte.
00:10:48: Und die meisten dieser Frauen sterben nicht auf offener Straße, sondern in ihrem Zuhause, an dem Ort, an dem sie sich sicher fühlen sollten.
00:10:56: Manchmal wirken diese Zahlen so riesig, sofern, dass sie beinahe unwirklich erscheinen.
00:11:02: Wie nüchterne Datenpunkte in einem Bericht.
00:11:05: Kalt ohne Gesicht.
00:11:07: Doch in Wirklichkeit stehen sie für Gewalt, für Femizide.
00:11:11: Und darum ist der fünfundzwanzigste November kein stiller Gedenktag.
00:11:15: Er ist ein Wahnsignal.
00:11:17: Ein Drängen, eine Frage an uns alle.
00:11:20: Über wie viele Schicksale muss noch berichtet werden, bis sich wirklich etwas ändert.
00:11:26: Und genau deshalb erzählen wir heute von Sanya Kahn.
00:11:30: Weil hinter jeder Zahl ein Gesicht steht, weil hinter jeder Statistik ein Leben steckt.
00:11:35: Und weil Sanya's Geschichte zeigt, wie unauffällig Gewalt sich einschleicht und wie tödlich sie sich am Ende entfaltet.
00:11:44: Stellt euch eine junge Frau vor.
00:11:46: Lange, dunkle Haare, ein warmes, offenes Lächeln.
00:11:49: Eine Frau, die sich zur Aufgabe gemacht hat, mit ihrer Kamera besondere Momente einzufangen.
00:11:55: Nähe, Verletzlichkeit, echte, menschliche Verbindungen, eine Beobachterin und Erzählerin.
00:12:02: Diese Frau ist Zania Kahn.
00:12:05: Geboren wird sie am achzehnten Juli, in Kanada, als Tochter pakistanischer Einwanderer.
00:12:11: Von Anfang an lebt Zania in zwei Welten, in der Kultur ihrer Eltern, geprägt von vertrauten Traditionen und Geschichten und in dem neuen Land, in dem ihre Familie gerade Fuß fasst.
00:12:22: Noch bevor Sanya überhaupt versteht, was Herkunft bedeutet, tragen beide Seiten ihrer Identität sie ganz selbstverständlich mit.
00:12:30: Sie fließen in ihr zusammen, prägen sie Stück für Stück und werden zu einem ganz natürlichen Teil dessen, wer sie ist.
00:12:36: Doch Kanada, das Land der endlosen Wälder und klaren Seen, bleibt nicht lange Sanyas Zuhause.
00:12:43: Sie ist gerade acht Jahre alt, ihre kleine Schwester Iman IV, als die Familie im Jahr zwei tausend zwei weiter in den Süden der Vereinigten Staaten zieht.
00:12:51: Dorthin, wo sie sich ein neues Leben erhoffen.
00:12:54: Für Iman ist Sanya nicht nur die große Schwester.
00:12:57: Sie ist die erste, zu der sie ausschaut, die erste Freundin, das erste Vorbild.
00:13:03: Alles, was Iman einmal sein möchte, findet sie in Sanya wieder.
00:13:07: Ihre Wärme, ihre Stärke, ihr Lachen.
00:13:09: Und auch Sanya nimmt diese Rolle still und selbstverständlich an.
00:13:13: Ihr neueste Hause wird Chattanooga in Tennessee, eine Stadt, die sich wie ein Tal aus Ruhe und Grün anfühlt.
00:13:20: eingebettet zwischen sanfte Hügel und dem breiten Tennessee River, wiegt Chattanooga warm, nahbar und ein bisschen zeitlos.
00:13:28: Es ist kein hektischer Ort, sondern einer, der Menschen auf natürliche Weise zusammenbringt, durch vertraute Nachbarschaften und ein Gemeinschaftsgefühl, das ganz ohne große Worte entsteht.
00:13:39: Für San Javitschatanooga deshalb schnell mehr als nur eine Adresse.
00:13:42: Es wird der Ort, an dem sie aufwächst, an dem sie Menschen beobachtet, ihre Geschichten aufnimmt und nach und nach ein Gespür dafür entwickelt, wie man die Welt mit offenen Augen sieht.
00:13:54: Und genau hier beginnt sie, die Welt nicht nur mit offenen Augen, sondern auch durch eine Kameralinse kennenzulernen.
00:14:01: Die Fotografie wird für sie zur Sprache, zu einer Möglichkeit Gefühle festzuhalten, die sich schwer in Worte fasten lassen.
00:14:08: Die Kamera hilft ihr zu verstehen, wie Menschen lieben, Lachen, Zweifeln.
00:14:13: Mit der Zeit wird Chate Nougat zu vertraut für Sanya, zu klein für all die Ideen, die ihr in ihr wachsen und für die Geschichten, die sie mit ihrer Kamera erzählen möchte.
00:14:22: Sie liebt den Ort, an dem sie aufgewachsen ist, doch nach ihrem Abschluss an der University of Tennessee, den sie, mit zwei Studiengängen, Psychologie und Women's Studies abschließt, spürt sie, dass ihr Leben noch größeres für sie bereithält.
00:14:37: Zu dieser Zeit arbeitet Zania für eine Non-profit-Organisation.
00:14:40: Sie ist engagiert, neugierig politisch schwach, jemand, der Fragen stellt und denen zuhört, die zu wenig gehört werden.
00:14:48: Sie beschreibt sich selbst als stolze Feministin liberal, offen für Erfahrungen, für Menschen, für Geschichten.
00:14:55: Und gleichzeitig merkt sie, Chattanooga ist ein guter Ausgangspunkt, aber nicht der Ort, an dem sie wirklich verstehen kann, wie groß die Welt ist.
00:15:04: Also folgt sie einem neuen Impuls.
00:15:07: Sie zieht nach Dallas, weit weg vom gewohnten Rhythmus des Südens.
00:15:10: Dort arbeitet sie eine Zeit lang als Flugbegleiterin, ein Job, der ihr genau das schenkt, was sie braucht.
00:15:16: Bewegung, Freiheit, Perspektivwechsel.
00:15:19: Aus Flugzeugfenstern sieht sie Städte, Meere, Grenzen und jedes Mal, wenn sie landet, fühlt es sich so an, als würde sie ihren Horizont direkt erweitern.
00:15:29: Noch während Sanya am Reisen ist, beginnt sie parallel ihr eigenes kreatives Fundament zu bauen.
00:15:34: Sie arbeitet an ihrem Fotografie-Business erst nebenbei damit wachsender Leidenschaft.
00:15:40: Jede Reise, jeder Mensch, jede Begegnung füttert ihr im Blick, schäft ihr Gefühl dafür, was eine gute Geschichte ausmacht.
00:15:47: Mit der Zeit wechseln ihr das Bedürfnis, nicht nur ihre Bilder zu zeigen, sondern auch die Gedanken dahinter.
00:15:53: Also startet sie einem Block, einen kleinen digitalen Raum, in dem sie mehr von sich preisgeben kann als nur in einem Foto.
00:16:00: Dort treibt sie darüber, was sie inspiriert, welche Menschen ihr begegnen, welche Fragen sie beschäftigen und welche Träume sie antreiben.
00:16:08: Auf der ersten Seite führt sie neben einigen Infos über sich selbst eine Liste mit den Dingen auf, die sie laut eigene Angabe gerade versucht zu verstehen.
00:16:17: Sie schreibt, an welchem Fach ich meinen Master machen möchte, wie man ein Sozialleben nach dem College navigiert, wie man während des Ramadans klar denkt.
00:16:38: Wie ich mich wirklich einem gesünderen Lebensstil verschreibe, statt ein paar Wochen gesund zu essen und dort zu machen, nur um dann wieder alte Gewohnheiten zurückzufallen.
00:16:48: Wie ich es schaffe, meinen Hund erfolgreich darauf zu trainieren, auf Kommande zu bellen, was ich mit meinem Leben anfangen will.
00:16:54: Ist es wirklich so schlimm, wenn ich einfach eine Stay-at-Home-Mam sein möchte, Lol?
00:16:59: Wie ich Schulden abbezahle, ohne mich ständig komplett pleite zu fühlen.
00:17:02: und zuletzt, wie ich es schaffe, meine Haare bis zum Bauchnabel wachsen zu lassen.
00:17:08: Zwei-tausendfünfzehn ist ein Jahr, in dem die Welt gerade lernt, wie Dating im Internet funktioniert.
00:17:13: Tinder und all die anderen Apps stehen noch am Anfang ihres Booms.
00:17:17: Weniger Routine, mehr Abenteuer.
00:17:19: Es ist ein digitaler Raum, in dem Menschen nicht nur Dates suchen, sondern ein Gefühl für Möglichkeiten.
00:17:25: Neue Gesichter, neue Verbindungen, neue Wege jemanden kennenzulernen, der nicht direkt um die Ecke wohnt.
00:17:32: Auch Sanya war damals den Schritt.
00:17:34: Sie meldet sich auf Datingseiten an, vorsichtig, aber neugierig.
00:17:38: Sie will sehen, wer da draußen ist.
00:17:40: Und dann passiert etwas, womit sie nicht gerechnet hat.
00:17:44: Sie begegnet ihm.
00:17:46: Raheel.
00:17:47: Angehender Medizinstudent, ernsthaft, freundlich, höflich.
00:17:51: Jemand, der zuhört, der Fragen stellt, der Interesse zeigt.
00:17:55: Sonya ist sofort angetan, nicht überstürzt, aber auf diese ruhige Art, wie man sich zu einem Menschen hingezogen fühlt, der vertraut wirkt, obwohl man ihn kaum kennt.
00:18:06: Auch ihr Schulfreund Grant, der sie demnach schon seit Jahren kennt und ein gutes Gespür dafür hat, welche Menschen gut in ihr Leben passen, ist sofort angetan.
00:18:14: Er beschreibt Rahel als ruhig, respektvoll, ehrgeizig, ein Mann, der aufrichtig wirkt und Sonya auf Augenhöhe begegnet.
00:18:22: Für Grant ist schnell klar, Dieser Mann könnte wirklich gut zu ihr passen.
00:18:26: Und tatsächlich fühlt sich vieles auf eine Weise, die fast selbstverständlich wirkt.
00:18:31: Raheel stammt aus derselben kulturellen und religiösen Gemeinschaft wie Sanya.
00:18:35: Etwas, das beiden sofort Vertrautheit schenkt und in ihrer Familie nicht unwichtig ist.
00:18:40: Als sie ihn ihren Eltern und Verwandten vorstellt, bestätigt sich, was sie gehofft hat.
00:18:44: Er kommt gut an.
00:18:46: Sehr gut, sogar.
00:18:47: Auch zwischen Raheel und Sanya scheint vieles stimmig.
00:18:50: Die beiden scheinen ein gutes Paar abzugeben.
00:18:53: Ihre Persönlichkeiten ergänzen sich, beide ernsthaft, beide zielstrebig, beide auf der Suche nach etwas, das bleibt.
00:19:00: Für Sanya fühlt es sich an, als würde endlich etwas in ihrem Leben in die richtige Richtung fallen.
00:19:06: Ein Schritt, der sich gut anfühlt.
00:19:08: Ein Mann, der zu ihr passt.
00:19:09: Für Sanya fühlt sich diese neue Verbindung wie ein stabiler Schritt in ihre Zukunft an.
00:19:15: Und während ihr Privatleben sich weiterentwickelt, wächst auch ihr beruflicher Weg.
00:19:19: Still, aber stetig.
00:19:21: Sie investiert mehr Zeit, mehr Energie, mehr Herz in die Fotografie.
00:19:25: Mit der Zeit findet sie genau den Bereich, der perfekt zu ihr passt.
00:19:29: Südasiatische Hochzeiten.
00:19:31: Tage, Folge, Pakt mit Farben, Tradition und vor allem Emotion.
00:19:36: All das, was Sanya Intuitiv versteht, weil es Teil ihrer eigenen kulturellen Welt ist.
00:19:41: Sie weiß, wie bedeutsam ein Blick, eine Geste, ein Ritual in diesen Momenten sein kann.
00:19:47: Und genau diese Sensibilität macht sie erfolgreich.
00:19:50: Ihr Geschäft boomt.
00:19:52: Familien empfehlen sie weiter, Paare buchen sie Monate im Voraus.
00:19:56: Ihre Bilder werden gefeiert, warm, lebendig und voller Intimität.
00:20:01: Und irgendwann beginnt sie all das auch online zu teilen.
00:20:04: Auf TikTok zeigt sie einen Blick in ihren Alltag als Fotografin.
00:20:08: Clips von Shootings, kleine Ausschnitte von Hochzeiten, behind the scenes Momente, ihre Bearbeitungsprozesse, ihre Reaktionen.
00:20:15: ihr lachen, ihre Gedanken.
00:20:17: Man spürt sofort, sie liebt, was sie tut.
00:20:20: Die Art, wie sie über ihre Arbeit spricht, wie sorgfältig sie jedes Detail betrachtet, wie stolz sie strahlt, wenn ein Bild genauso wird, wie sie es sich vorgestellt hat.
00:20:31: Während Zahnias Welt immer klarer, immer stabiler wirkt, befindet sich Rahel in einer ganz anderen Phase seines Lebens.
00:20:37: Er lernt für den Zulassungstest zum Medizinstudium, den MCAT, eine Prüfung, die darüber entscheidet, ob er seinen Traum Arzt zu werden, weiterverfolgen kann.
00:20:47: Sein Alltag besteht aus Lernen, Hoffen, Warten.
00:20:50: Immer wieder sagt er, wenn ich die Prüfung bestehe, wenn ich ins Studium komme, wenn ich damit durch bin, dann heiraten wir.
00:20:59: Für Sanya klingt das zunächst vernünftig.
00:21:01: Sie kennt den Druck, der auf ihm lastet.
00:21:03: Sie versteht, dass er Sicherheit schaffen will, bevor sie den nächsten Schritt gehen.
00:21:06: Aber je länger diese Phase anhält, desto mehr beginnt sich etwas in ihr zu verändern, denn keiner dieser Schritte scheint näher zu kommen, die, wenns, werden.
00:21:15: mehr, die Zeiträume, länger, die Zukunft, wager.
00:21:19: Sanya beginnt vorsichtig nachzufragen.
00:21:22: Nicht drängend, eher suchend.
00:21:24: Wann?
00:21:25: Wann ist der richtige Moment?
00:21:27: Wann sind wir bereit?
00:21:29: Rahel bleibt liebevoll aber ausweichend.
00:21:32: Immer wieder verschiebt er den Zeitpunkt nach hinten.
00:21:34: Nach der Prüfung.
00:21:35: nach der Aufnahme, nach dem ersten Studienjahr.
00:21:39: Und langsam, ganz leise, entsteht Insanya ein Zweifel, den sie lange nicht aussprechen will.
00:21:45: Ein Gefühl, dass sie in Bewegung ist, beruflich, persönlich, menschlich, während er in einer Art Zwischenraumfest steckt.
00:21:52: Dass ihre Leben sich nicht mehr parallel entwickeln, sondern beginnen auseinander zu driften.
00:21:57: Es ist keine große Krise, zumindest noch nicht.
00:22:00: Er ein kleines Ziehen, Ein leiser Gedanke, das sich zwischen all die wunderschönen Momente ihres Alltags legt.
00:22:08: Was wenn sein Bald niemals zu ihrem jetzt wird?
00:22:13: Mit der Zeit werden Zahnias Fragen direkter.
00:22:15: Sie liebt Raheel, sie sieht eine gemeinsame Zukunft, doch irgendwann merkt sie, dass sie nicht länger auf ein Wages bald hoffen kann.
00:22:23: Also spricht sie es aus.
00:22:24: Sie stellt Raheel vor eine klare Entscheidung.
00:22:27: Entweder sie ging gemeinsam den nächsten Schritt oder ihre Wege trennen sich.
00:22:32: Raheel scheint zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht bereit für eine Verlobung zu sein.
00:22:36: Seine Antworten bleiben unkonkret, seine Pläne weiterhin vage.
00:22:40: Am Ende bleibt Siania nur noch die bereits angekündigte Konsequenz.
00:22:44: Die beiden trennen sich.
00:22:46: Boah, ich glaube aber tatsächlich auch, dass das für mich dann die einzige Option wäre, auch an seiner Stelle, weil ich finde so ein Ultimatum irgendwie immer ein bisschen schwierig.
00:22:59: Ja.
00:23:00: Ich auch.
00:23:01: Und ich hätte auch immer das Gefühl, wenn ich so ein Ultimatum stellen würde, dass man gegenüber vielleicht dann, da kommen wir gleich drauf zu sprechen, ob das passiert oder nicht, ob man gegenüber mir dann eventuell auch nur den Antrag macht, weil ich das möchte, weil ich da den Druck aufgebaut habe.
00:23:17: Genau.
00:23:17: Weil die andere Person das genauso möchte, wie ich vielleicht.
00:23:21: Ja, genau.
00:23:21: Da hätte ich nämlich auch Angst vor, dass das dann eben, na ja, schon so ein bisschen aus einem Zwang heraus passiert, weil ... Ich kann schon nachvollziehen, wenn man sagt, naja, so manche Dinge, die will ich irgendwie vorher noch machen und vorher vielleicht noch fertigstellen oder mir da so eine gewisse Sicherheit oder irgendwas aufbauen.
00:23:43: Beispielsweise, ich weiß, dass es in dem Kulturkreis wahrscheinlich auch nochmal anders aussieht, aber beispielsweise eine gewisse Zeit zusammenleben.
00:23:51: Ja.
00:23:52: Haben die beiden da schon in einer gemeinsamen Wohnung zusammen gewohnt?
00:23:55: Nein.
00:23:56: Das ist dann in dem Kulturkreis ja auch ein bisschen schwieriger.
00:23:59: Das passiert dir dann oftmals auch erst nach der Hochzeit.
00:24:03: Aber jetzt für mich beispielsweise wäre das essentiell.
00:24:06: Für mich wäre das keine Option, erst nach der Eheschließung zusammenzuziehen, weil ich ja auch schon zweimal mit einem Partner zusammengezogen bin und das dann letztendlich nicht funktioniert hat.
00:24:18: Natürlich nicht wegen des Zusammenziehens an sich.
00:24:21: sondern weil man die Person da ja nochmal ganz anders kennenlernt unter ganz anderen Umständen und auf viel engeren Raum und bei mir hat sich da dann raus kristallisiert, passt nicht.
00:24:33: Und das sind solche Dinge, wo ich schon verstehe, dass man sagt, das würde ich vorher gerne probieren.
00:24:40: oder ich verstehe beispielsweise auch, dass Rahir sagt, er möchte gerne erst mal sein Studium beenden und dann können sie übers Heiraten nachdenken.
00:24:51: Also ich kann schon verstehen, dass das alles so step by step laufen soll.
00:24:56: Und diesen Gedanken, jemanden da so ein bisschen die Pistole auf die Brust zu setzen und zu sagen, entweder wir heiraten jetzt oder wir trennen uns, finde ich persönlich immer schwierig.
00:25:08: Andererseits, wenn du das unbedingt möchtest und dich da auch schon bereit für fühlst und dann gegenüber aber nicht.
00:25:16: Dann kann ich ja auch verstehen, dass man sagt, naja, vielleicht passt es dann irgendwie nicht.
00:25:20: Ja, das kann ich auch verstehen, weil man dann vielleicht an den Punkt kommt, wo man denkt, okay, vielleicht sind unsere Zukunftspläne doch anders aus als zu Beginn erwartet.
00:25:29: Ja.
00:25:30: Und ich kann mir schon auch vorstellen, dass vielleicht auch Sanias Familie ein bisschen Druck gemacht hat, weil um das ganze Thema, was den Druck angeht, um den Schein nach außen zu wahren, da werden wir noch häufiger drüber sprechen.
00:25:41: Ja.
00:25:41: Und vielleicht wird ihr gesagt, ja, wie sieht's denn jetzt aus?
00:25:45: Ihr müsstet langsam mal heiraten, weil die Leute reden schon.
00:25:49: Und dass sie deswegen irgendwie keinen anderen Weg gesehen hat, als ihm so ein Ultimatum zu stellen.
00:25:55: Ja, und das könnte ich dann wiederum mehr verstehen.
00:26:00: Ja, ich finde so ein Ultimatum irgendwie immer schwer, weil ich aber auch mit so Druck in solchen Situationen ganz schwer umgehen könnte.
00:26:07: Der ist aber, wie du das eben auch schon gesagt hast, dort ohnehin gegeben.
00:26:13: Und dann ist das schon wahrscheinlich auch nochmal eine ganz andere Situation, in die wir uns viel weniger hineinversetzen können.
00:26:19: Ja,
00:26:20: absolut.
00:26:21: Doch lange bleibt die Distanz nicht bestehen.
00:26:24: Nur kurze Zeit später steht Raheel wieder vor ihr, diesmal entschlossener als zuvor.
00:26:28: Inzwischen hat er eine Ausbildung zum Arzthelfer begonnen.
00:26:31: Ein sichtbarer Schritt nach vorne, dessan.
00:26:33: er zeigt, dass er endlich Verantwortung übernimmt.
00:26:37: Und dann stellt er sie.
00:26:38: Die Frage aller Fragen.
00:26:41: Zania zögert keine Sekunde.
00:26:43: Ja, ich will.
00:26:45: In der Zeit danach präsentiert sie ihren Ringen mit einem warmem Lächeln, das fast wie ein Aufatmen wirkt.
00:26:51: Für Außenstehende sieht es so aus, als würde sich nun endlich das Leben zusammenfügen, das sie sich so sehr gewünscht hat.
00:26:59: Doch während Zania nach außen hinglücklich wirkt, fällt ihren Freundinnen etwas auf.
00:27:04: Kleine Veränderungen in Rahils Verhalten, die sich schwer benennen lassen, aber seltsam wirken.
00:27:10: Kommentare darüber, mit wem Sanya ihre Zeit verbringt, Nachfragen, die weniger wie Interesse und mehr wie Kontrolle klingen.
00:27:17: Nichts Lautes, nichts, das sofort alarmiert.
00:27:21: Aber genug, um ein leises Unbehagen auszulösen.
00:27:25: Sanya selbst bleibt hoffnungsvoll.
00:27:27: Sie glaubt an ihre gemeinsame Zukunft, an den Neuanfang, den der Antrag verspricht.
00:27:32: Und so steckt sie all ihre Energie in die Planung der Hochzeit, eine Feier, die nach pakistanischen Traditionen ausgerichtet werden soll.
00:27:40: Es soll ein großes Fest werden, ein Fest der Familien, der Verbundenheit, der Gemeinschaft.
00:27:46: Und obwohl Sanya sich dagegen sträubt und versucht, ihre Mutter davon abzuhalten, trifft diese eine Entscheidung, die zeigt, wie sehr sie ihre Tochter unterstützen möchte.
00:27:55: Sie verkauft ihr eigenes Haus, nur um Sanya dir Hochzeit zu ermöglichen, von der sie immer geträumt hat.
00:28:02: Sanya versteht genau, welches Opfer dahinter steht.
00:28:05: und vielleicht darum wünscht sie sich umso mehr, dass alles gut wird, dass die Zweifel ihrer Freundinnen unbegründet sind.
00:28:13: Der Hochzeitstag rückt näher und mit jedem Tag wächst Sannyas Anspannung.
00:28:17: Alles soll perfekt laufen.
00:28:19: Die Fire findet im Hyatt Regency in Atlanta statt.
00:28:22: Einem Hotel dessen gläserne Fassade und weit geöffnetes Atrium wie geschaffen wirken für eine große traditionelle Hochzeit.
00:28:31: Ein Ort voller Licht, voller Bewegung und voller Leben.
00:28:34: Alles soll stimmig ineinandergreifen.
00:28:37: Die Abläufe, die Rituale, die Farben.
00:28:40: Und am Ende tut es das auch.
00:28:42: An ihrem Hochzeitstag regt Sanya ein maßgefertigtes rot-goldnes Kleid, reichbestickt und schimmert im warmen Licht des Hotels.
00:28:50: Es ist mehr als ein festliches Outfit.
00:28:52: Es ist ein Stück ihrer Geschichte.
00:28:55: Ihr Hänner leuchtet in tiefem Braun, die Muster sorgfältig gezogen wie kleine Kunstwerke.
00:29:00: Ihr Schmuck fängt das Licht ein, funkelt bei jeder Bewegung und Zarnias Lächeln, ein wenig müde von den Vorbereitungen, aber voller Freude, zeigt eine Frau, die in genau diesem Moment ganz bei sich ist.
00:29:13: Raheel steht an ihrer Seite, festig gekleidet, die Schultern stolz, der Blick ruhig.
00:29:18: Doch der Abend verläuft nicht nur harmonisch.
00:29:21: Raheel wird von mehreren Gästen dabei beobachtet, wie er das zeremonielle Schwert, welches er im Zuge der Feier bei sich trägt, immer wieder wütend in den Boden stampft.
00:29:31: Später spricht Zanya's Mutter sie darauf an, vorsichtig, aber bestimmt.
00:29:36: Sie hat gesehen, was passiert ist oder zumindest genug, um beunruhigt zu sein.
00:29:40: Zanya versucht die Situation einzuordnen.
00:29:43: Sie sagt, dass Raheel manchmal mit sich selbst kämpft, dass es Phasengebe, in denen es ihm psychisch nicht gut geht und in denen es ihm schwer fällt, seine Gefühle zu steuern.
00:29:53: Ihre Worte klingen wie eine Mischung aus Erklärung und Schutz.
00:29:56: als würde sie gleichzeitig beschwichtigen und entschuldigen.
00:30:00: Sie zeigen, wie sehr Sanya Versuch Verständnis aufzubringen und wie sehr sie sich wünscht, dass alles trotzdem gut wird.
00:30:07: Sanya hofft, dass sich all diese Spannungen mit der Zeit legen.
00:30:10: Und eine Weile scheint es tatsächlich so, als würde sich ihr gemeinsames Leben neu ordnen.
00:30:15: Raheel bekommt einen Studienplatz an der Northwestern University, einer der renommiertesten Universitäten des Landes.
00:30:21: Ein Schritt, der für beide wie ein Neuanfang wirkt.
00:30:25: Mit dem Studienplatz kommt auch der Plan, gemeinsam umzuziehen.
00:30:28: Chicago soll ihr neues Kapitel werden.
00:30:31: Eine große Stadt, eine neue Chance, ein Ort, an dem sie noch einmal ganz von vorn beginnen können.
00:30:37: Sie finden eine Wohnung im achtundzwanzigsten Stock ins Street Table, einem belebten Stadtteil direkt am Lake Michigan, im Herzen von Chicago.
00:30:44: Street Table ist modern, dicht bebaut, voller Hochhäuser, Restaurants und Cafés.
00:30:50: Es liegt unmittelbar an der berühmten Magnificent-Mail und in Lauf näher zum Navy Pier.
00:30:55: Viele junge Berufstätige sowie Studierende leben hier, auch weil sich der medizinische Campus der noch Western University nur wenige Schritte entfernt befindet.
00:31:05: Anfangs fühlt sich das neue Leben in Chicago aufregend an.
00:31:08: Groß, neu, voller Möglichkeiten.
00:31:12: Doch schon nach wenigen Wochen merkt Zania, dass die Veränderung auch ihre Schatten hat.
00:31:17: Sie fühlt sich einsam.
00:31:18: Die Stadt ist riesig, Rahel ist viel in der Uni eingebunden und die Menschen, die sie wirklich kennt, sind hunderte Kilometer entfernt.
00:31:27: Während sie versucht, ihren Platz in dieser neuen Umgebung zu finden, merkt sie, wie Rahel sich gleichzeitig immer weiter zurückzieht.
00:31:35: Seine Stimmung schwankt, sein Verhalten verändert sich, die Einsamkeit bleibt und sie wird schwerer.
00:31:42: Und dann kommt der Tag, der alles verändert.
00:31:49: Ein Datum, das sie später tief in das Gedächtnis ihrer Mutter einbrennen wird.
00:31:54: Es ist der Abend, an dem Rahil versucht sich das Leben zu nehmen und Zania zu töten.
00:32:00: Er öffnet das Fenster ihres Apartments, acht und zwanzig Stockwerke über den Straßen von Chicago.
00:32:06: Zania hält ihn fest, ruft nach Hilfe, kämpft mit aller Kraft darum, dass sie beide überleben.
00:32:13: Auch Rahils Mutter, die zufällig bei ihnen ist, eilt dazu.
00:32:17: Gemeinsam schaffen sie es, ihn vom Fenster zurückzuziehen.
00:32:20: Dabei verletzt sich Raheels Mutter, aber sie retten sein Leben und sie retten Sanias.
00:32:25: Was in dieser Nacht geschieht, ist kein Streit, keine impulsive Überreaktion.
00:32:31: Es ist ein zutiefst verzweifeltal lebensgefährlicher Moment, der zeigt, wie ernst es um Raheels psychische Verfassung steht und in welcher Gefahr sich Saniya tatsächlich befindet.
00:32:42: Nach diesem Tag wird Raheel für drei Wochen in eine Klinik eingewiesen.
00:32:46: Dort erhält er die Diagnose bipolare Störungen.
00:32:50: Die Ärzte entlassen ihm mit dem Plan, Medikamente einzunehmen und eine Therapie zu beginnen.
00:32:55: Und wenn von einer bipolaren Störung die Rede ist, dann leider oft in Situationen, die außer Kontrolle geraten.
00:33:03: Solche Momente prägen das Bild in der Öffentlichkeit.
00:33:05: Ein Bild, das die Erkrankung vor allem als gefährlich, unberechenbar oder bedrohlich erscheinen lässt.
00:33:12: Doch diese Darstellung greift zu kurz.
00:33:14: Eine bipolarische Störung ist vielschichtig, komplex und sie lässt sich nicht auf ihre extrem und duckelsten Episoden reduzieren.
00:33:22: Die bipolarische Störung ist eine psychische Erkrankung, die das emotionale Gleichgewicht eines Menschen tief beeinflusst.
00:33:28: Das Besondere ist nicht nur die Intensität der Gefühle, sondern vor allem der Wechsel zwischen zwei Polen.
00:33:33: Phasen, in denen die Stimmung und das Energielevel unnatürlich hoch sind und Phasen, in denen sie tief absinken.
00:33:40: In einer manischen Phase fühlen sich Betroffene oft übermäßig angetrieben, fast getrieben voller Energie, voller Ideen, häufig ohne Schlaf oder mit zu wenig Schlaf, manchmal impulsiv und selbst überschätzend.
00:33:53: Es ist ein Zustand, der sich fremd anfühlen kann, aber gleichzeitig schwer zu stoppen.
00:33:57: erst.
00:33:57: In der depressiven Phase dagegen fällt die Stimmung abrupt ab.
00:34:01: Die Welt wird schwer, dunkel und erschöpfend.
00:34:04: Betroffene fühlen sich hoffnungslos, leer, verlieren Kraft und Antrieb.
00:34:09: Der Kontrast zwischen diesen beiden emotionalen Extremen kann Beziehungen Alltag und innere Stabilität tief erschüttern.
00:34:16: Medikamente, Therapie und Unterstützung können die Ausschläge mildern, die Phasen abfangen und ein Gleichgewicht schaffen.
00:34:23: Doch die Fälle, die an die Öffentlichkeit gelangen, besonders in Medien oder im True Crime Kontext, sind meist diejenigen, in denen Behandlungen fehlen, abgebrochen wurden oder in Krisemomenten nicht griffen.
00:34:35: Und dadurch entsteht dann ein verzerrtes Bild, das mehr Angst als Verständnis erzeugt.
00:34:41: Und an der Stelle würde ich gerne noch mal meine persönliche Erfahrung aufgreifen.
00:34:46: Ja.
00:34:46: Weil ich habe ja schon mal in einer anderen Folge erzählt, dass mein Therapeult mir eine Verdachtsdiagnose gestellt hat.
00:34:52: Genau.
00:34:52: Von der Unterform der bipolaren Störung.
00:34:55: Und zwar ist das die Zyklotomie.
00:34:58: Und das ist ... Eine anhaltende, affektive Störung und mein Therapeut hat das eben als leichtere Unterform der Bipolaranstörung beschrieben.
00:35:06: Da schwankt man zwischen leichteren depressiven Phasen und Hypomanen Phasen.
00:35:11: Also bei der Bipolaranstörung sind das sehr viel längere Zeiträume und auch sehr viel intensiver.
00:35:17: Und ich habe das ja so, dass ich mal einen richtig schlimmen depressiven Tag habe.
00:35:21: Dann habe ich wieder ganz viele, ganz... krasse Tage, an denen ich ein extremes High hab, wo ich auch manchmal das Gefühl hab, ich fühl mich so wie frisch verliebt.
00:35:31: Ich bin so richtig ready fürs Leben und find alles total toll.
00:35:35: Und als er diese Verdachtsdiagnose ausgesprochen hat und vor mir saß und gefragt hat, haben sie schon mal was von einer bipolaren Störung gehört, ist mir, glaub ich, alles aus dem Gesicht gefallen.
00:35:47: Weil ich das nämlich auch
00:35:48: nur
00:35:49: aus dem True Crime-Kontext kenne und das eigentlich nur ... von Straftätern kennen.
00:35:54: Genau.
00:35:55: Und es ist dann so negativ behaftet gewesen in meinem Kopf.
00:35:58: Also ich hab dich ja auch angerufen nach der Therapiestunde.
00:36:01: Ich saß im Auto.
00:36:01: Ich hab Rots und Wasser geheult, weil mir das eben extreme Angst gemacht hat, weil ich das nur aus so einem negativen Kontext einfach kennen.
00:36:10: Ja, genau.
00:36:11: Und ich weiß das auch noch ganz genau, wie du mich da damals angerufen hast.
00:36:14: Ja.
00:36:15: Und total aufgelöst warst.
00:36:17: Und das kann ich auch verstehen.
00:36:18: Ja.
00:36:18: Also... Nicht mal nur, weil du das nur aus einem negativen Kontext kennst, aber natürlich ist so eine Verdachtsdiagnose erst mal ein starkes Stückchen.
00:36:29: Man muss sich da erst mal so ein bisschen einlesen.
00:36:31: Und wenn dann noch dazu kommt, dass man das eben nur so negativ behaftet kennt, dann macht einem das ja auch unheimlich Angst.
00:36:39: Und ich weiß auch noch ganz genau, wie wir dann darüber gesprochen haben und ich dir damals von dieser Influencerin erzählt habe.
00:36:47: Michelle Winchester, der ich sehr, sehr, sehr lange gefolgt bin, die ja eine diagnostizierte bipolarische Störung hat.
00:36:57: Und ich weiß, dass ich dir dann damals empfohlen habe, mal bei ihr auf dem Profil vorbeizuchauen.
00:37:02: Weil das wahrscheinlich ganz, ganz viel Angst auch schon nimmt.
00:37:07: Weil diese Frau eben extrem viel Aufklärungsarbeit leistet und auch sehr viele sehr persönliche Eindrücke in ihre Situation gibt.
00:37:17: wie sie eben mit dem Krankheitsbild umgeht.
00:37:20: Und da merkt man eben ganz deutlich, man kann damit Umgang finden.
00:37:25: Natürlich ist das etwas, was, naja, bis zu einem gewissen Grad, das merkst du ja, selbst auch einschränken kann.
00:37:34: Aber das heißt ja nicht in Anführungszeichen, dass du direkt straffällig wirst, so wie das aber teilweise dann halt wirklich im True Crime Context berichtet wird.
00:37:44: Ja, ich finde, da hat man immer den Eindruck, dass Menschen, die an einer bipolaren Störung leiden, dass die immer zwangsläufig irgendwann eine Gefahr für andere werden.
00:37:52: Oder
00:37:52: für sich selbst.
00:37:54: Genau, und das war mir an der Stelle irgendwie wichtig, das nochmal aufzugreifen, weil ich nicht dazu beitragen will, dass dieses Bild so negativ behaftet ist und man da einfach irgendwie eine falsche oder vielleicht auch einfach verzerrte Vorstellung davon hat.
00:38:09: Ja, es
00:38:09: ist, denke ich, eine sehr verzerrte Vorstellung, auf jeden Fall.
00:38:13: Und das liegt natürlich auch mit an der Berichtserstattung, weil Berichtserstattung und Worte machen da natürlich einen riesigen Unterschied.
00:38:20: Das sehen wir beispielsweise auch, wenn über Kriminalitätsstatistiken gesprochen wird und hier dann beispielsweise der Migrantinnenanteil sehr, sehr häufig genannt wird, aber ein anderer Background eben nicht.
00:38:35: Und wenn man sich dann da aber die Statistiken anschaut, dann sprechen die eine andere Sprache als das, was die Berichtserstattung tut.
00:38:42: Und das finde ich es hier in diesem Fall eben ganz genau so.
00:38:46: Es wird halt häufig mit dazu erwähnt, was man ja auch irgendwo nachvollziehen kann.
00:38:50: Also ich kann schon verstehen, dass bei einem solchen Suizidversuch mit Tötungsabsicht in dem Fall ja dann auch irgendwie einordnen möchte.
00:39:02: Und natürlich ist das nochmal was anderes, wenn da vielleicht ein Krankheitsbild hinten dran steht.
00:39:08: Deswegen kann ich verstehen, dass man das damit reinnimmt.
00:39:10: Andererseits wird das halt in einem anderen Kontext viel weniger thematisiert.
00:39:15: Deswegen dann eben der Eindruck entsteht, na ja, war ja wieder jemand mit einer bipolaren Störung.
00:39:22: Weißt du, was ich mein?
00:39:23: Ja,
00:39:24: und ich erinnere mich auch noch daran, als ich das zwei Freundinnen von mir erzählt habe, dass das bei mir im Raum steht, dass sie das eh nicht im Kopf hatten.
00:39:31: Also ich kenne das nur aus, keine Ahnung.
00:39:35: In dem Fall haben sie gesagt, aus Krimis oder aus Filmen, wo eben der Täter oder die Täterin das hatte, die haben das auch nur so irgendwie aufgeschnappt.
00:39:43: Und das ist dann natürlich nicht so leicht irgendwie.
00:39:46: Ja, total auf jeden Fall.
00:39:48: Und deswegen finde ich auch wirklich, müsste es viel mehr Menschen wie Michelle Winchester beispielsweise geben, die da eben aufklären.
00:39:57: Denn ich glaube, dass das ganz vielen von uns gar nicht unbedingt bewusst ist.
00:40:03: Das geht ja auch gar nicht mal darum, dass man aktiv verurschalt, sondern dass es einfach so was ist, was man so im Hinterkopf hat.
00:40:10: So ein kleinen Nebel, der dann da über dieses Krankheitsbild gelegt wird, weil man das eben nur in diesem Zusammenhang hört.
00:40:18: Ja, bei mir war das ganz genau so, als mein Therapeut das gesagt hat.
00:40:21: Dieses haben sie schon mal von der bipolaren Störung gehört und ich war so, oh nee.
00:40:25: Also bei mir sind so viele Alarmglocken angelernt,
00:40:28: ich
00:40:28: war so, boah ja, aber nur in ganz, ganz ... Schwierigen Kontexten habe ich davon gehört.
00:40:33: Ja,
00:40:33: voll.
00:40:35: Ja.
00:40:36: Verstehe ich, aber finde ich deswegen auch wichtig, dass wir das an der Stelle noch einmal mit aufgegriffen haben.
00:40:41: Ja, ja, ich auch.
00:40:43: Während Rahil in der Klinik ist, spielt Sanya seine Abwesenheit mit jeder Faser.
00:40:48: Sie geht an Orte, die sie gemeinsam geliebt haben und dort brechen die Gefühle über ihr zusammen.
00:40:53: Doch neben der Sehnsucht wächst auch ein tiefer Schmerz, denn während seines Klinikaufenthalts gesteht Raheel ihr, dass sie sie mehrfach betrogen hatte, und das bereits vor der Verlobung.
00:41:04: Dieses Eingeständnis trifft sie hart, lässt ihre Welt für einen Moment in Zwanken geraten und legt eine Wunde frei, die sich nicht so leicht schließen lässt.
00:41:12: Nachdem Raheel aus der Klinik entlasten wird, wirft Sanya sich mit all ihrer Kraft in die Rolle derjenigen, die ihn jetzt auffängt.
00:41:20: Sie kocht seine Lieblingsgerichte, begleitet ihn mit dem Bus zu seinen Therapiesitzungen und versucht ihm einfach das Gefühl zu geben, dass er nicht allein ist.
00:41:29: Sie hofft, dass Fürsorge näher und Alltag ihre gemeinsame Welt wieder stabilisieren können.
00:41:35: Ihre Mutter jedoch bleibt skeptisch und vor allem voller Sorge.
00:41:38: Die Erinnerung an den siebten Dezember sitzt tief und sie konfrontiert Raheel offen mit ihrer Angst.
00:41:44: Sie fragt ihn gerade heraus, was passieren würde, wenn er wieder in eine solche Krise gerät.
00:41:48: wenn Zanya diesmal nicht schnell genug ist, ihn davon abzuhalten, sich selbst oder ihr etwas anzutonen.
00:41:55: Raheel versucht sie zu beruhigen.
00:41:57: Immer wieder sagt er, «Anti, ich verspreche, ich bin nicht verrückt.
00:42:02: Das ist nur passiert, weil ich drei, vier Nächte kaum geschlafen habe und in einer Abpsychose war.
00:42:08: Ich verspreche es.».
00:42:10: Worte, die Zanyas Mutter Shazia hören will, aber nicht glauben kann.
00:42:14: Worte, die er wie Beschwichtigungen klingen, als wie echte Sicherheit.
00:42:19: Kurz nachdem Raheel wieder zu Hause ist, bricht er die Therapie ab.
00:42:23: Als Sanya vorstieg, gemeinsam eine Paarberatung zu versuchen, lehnt er ab.
00:42:27: Sie bräuchten das nicht, behauptet er.
00:42:30: Alles sei in Ordnung.
00:42:32: Doch für Sanya fühlt sich nichts mehr in Ordnung an.
00:42:35: Denn in diesen Wochen beginnt sich ein Bild zusammenzusetzen, das sie vorher nicht sehen wollte oder auch einfach nicht sehen konnte.
00:42:43: Sie erfährt nämlich nicht nur von seiner Untreuer, sondern auch davon, dass er sie all die Jahre bezüglich seines Alters belogen hatte.
00:42:51: Als sie beiden auf Tinder matchten, wurde Sanya angezeigt, dass sie in etwa dem gleichen Alter sein mussten.
00:42:56: Dem war aber nicht so.
00:42:58: Raheel ist acht Jahre älter als sie.
00:43:01: Ein Fakt, der jetzt erst ans Licht kommt und das wenige Vertrauen, was Sanya gegenüber ihrem Ehemann noch besitzt, weiter schmälert.
00:43:09: Und es bleibt nicht bei dieser Entdeckung.
00:43:12: Sanya findet außerdem heraus, dass Rohil ein Fake-Dating-Profil erstellt hat, mit ihren Fotos.
00:43:18: Ein Profil, das sie unfreiwillig zur Fassade für sein Doppelleben macht.
00:43:22: Diese Grenzüberschreitung trifft sie besonders hart.
00:43:25: Es ist eine Verletzung ihrer Identität, ihrer Würde, ihres Vertrauens.
00:43:29: Mit jeder neuen Wahrheit, die ans Licht kommt, fällt ein weiterer Stein aus dem Fundament ihrer Ehe.
00:43:35: Sanya beginnt ernsthaft darüber nachzudenken, ob sie diese Beziehung noch retten kann und ob sie das überhaupt sollte.
00:43:41: Shazia erinnert sich daran, wie Sanya sie in dieser Zeit anrief und sagte, dass sie sich nicht mehr sicher fühle und dass sie vielleicht endlich anfangen muss, mit dem Kopf zu entscheiden und nicht mehr mit dem Herzen.
00:43:54: Doch der Gedanker an eine Scheidung ist für Sanya weit mehr als eine private Entscheidung.
00:43:58: Sie weiß, dass dieser Schritt in ihrer Community nicht nur hinterfragt, sondern verurteilt werden könnte.
00:44:04: Sie hat miterlebt, was eine Scheidung mit ihrer eigenen Familie gemacht hat, als ihre Eltern sich trennten.
00:44:10: Den Druck Die Gerüchte, die ungesagten Vorwürfe.
00:44:13: Die Vorstellung, all das noch einmal durchstehen zu müssen, diesmal am eigenen Leben, macht ihr Angst.
00:44:19: Sanya bewegt sich damit in einem Geflecht aus Erwartungen, Urteilen und unausgesprochenem Druck.
00:44:24: Einem Druck, den viele Frauen in der südasiatischen Community nur allzu gut kennen.
00:44:29: Genau darüber schreibt die Psychologin Dr.
00:44:31: Shalpa Bhattia in ihrem Artikel, das Digma of Divorce in South Asian Communities.
00:44:37: Ascheen by Psycology Today.
00:44:40: Der Artikel macht deutlich, dass das, was Sanya erlebt, nicht nur ein privates Ringen ist, sondern Teil eines viel größeren Musters.
00:44:47: Scheidung wird dort häufig nicht erst persönlicher Schritt verstanden, sondern als Schande für die gesamte Familie.
00:44:53: Wie bei Tia schreibt Zitat.
00:44:56: In vielen südasiatischen Gemeinschaften wird nicht die Ehe geschützt, sondern ihr Anschein.
00:45:01: Und dieser gesellschaftliche Druck führt dazu, dass viele Frauen selbst dann in ihren Ehen bleiben, wenn sie unglücklich oder sogar gefährdet sind.
00:45:10: Partier erklärt Zitat.
00:45:12: Viele Frauen bleiben in ihnen, die ihnen schaden, weil der Preis einer Trennung höher erscheint, als das eigene Wohl.
00:45:18: Besonders schwer wiegt das Schweigen, dass ihnen von außen oft auferlegt wird.
00:45:23: Die Angst, die Familie zu enttäuschen oder gesellschaftlich isoliert zu werden, verhindert, dass Frauen über Gewalt oder Missbrauch sprechen, erklärt sie weiter.
00:45:31: All diese Faktoren schaffen ein Klima, in dem Frauen sich allein gelassen fühlen, gefangen zwischen kulturellen Erwartungen, sozialem Urteil und dem Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben.
00:45:41: Diese Mechanismen formen für viele Frauen eine unsichtbare Mauer.
00:45:45: Eine Mauer, die ihnen sagt, bleib, halte durch, rede nicht.
00:45:49: Eine Mauer, die stärker sein kann als Gewalt, stärker als Angst, stärker als der Wunsch, sich selbst zu schützen.
00:45:57: Doch Sonja schafft es, den Schritt der Trennung zu gehen.
00:46:00: trotz der Angst, trotz des Drucks, trotz der Stimmen, die vermutlich durchsehkern würden, sobald bekannt wird, dass ihre Ehe gescheitert ist.
00:46:08: Sanya entscheidet sich für sich.
00:46:11: Doch Raheel reagiert nicht gut auf die Trennung.
00:46:13: Er schreit, er weint, er verliert die Fassung.
00:46:16: Als sie sie nach einigen Tagen auf allen Social Media Kanälen blockiert, hat sie das Gefühl, dass er sich den Abstand nimmt, den er braucht.
00:46:24: Nach der Trennung findet sie sie selbst in einer Stille wieder, die sie lange nicht kannte.
00:46:28: Eine Stille in der Schmerz und der Leichterung dicht nebeneinander stehen.
00:46:33: Und genau in dieser Lehre beginnt sie ihre Erfahrungen auf TikTok zu teilen.
00:46:37: Mit jedem Video wird ihre Botschaft klarer und sie merkt, dass sie gehört wird.
00:46:42: Ihre Followerzahl wächst fast mit jedem Post.
00:46:46: Unter ihren Videos sammeln sich Kommentare von Frauen, die ähnliches erlebt haben.
00:46:50: Frauen, die schreiben, dass sie sich durch Sanya endlich gesehen fühlen.
00:46:54: Nicht mehr allein, nicht mehr stumm.
00:46:57: Ihre Trennungs-Social-Media-Reise startet sie am zwanzigsten Mai-Zweißen-Zweiundzwanzig.
00:47:03: An diesem Tag postet sie ein Video, auf dem ihr ihre langen, dunklen Haare den Rücken hinunterfallen.
00:47:09: Dann dreht sie sich zur Kamera und lächelt.
00:47:12: Dazu schreibt sie, dieses Kapitel meines Lebens heißt, jetzt bin ich dran.
00:47:17: Und von da an folgen nahezu täglich neue, ähnliche Videos.
00:47:22: Eines zeigt sie in einem weißen Kleid.
00:47:25: Sania filmt sich in diesem Selbst vorm Spiegel.
00:47:28: Der Schriftzug darüber lautet, ein Reminder an meine herzgebrochenen Königinnen.
00:47:33: Gib dir selbst die Liebe, die du dir von ihm gewünscht hast.
00:47:36: Du wirst dir später dafür danken.
00:47:38: Doch sie richtet auch einige Videos direkt an ihre Familie.
00:47:42: Einige Aufnahmen zeigen Sania mit einem rückenfreien Kleid in einem Club oder auf einer anderen Veranstaltung.
00:47:49: Der Text darüber Wenn jemand deiner südasiatischen Mutter deinen TikTok-Account zeigt, auf dem du offen über dein Business sprichst und Kleidung trägst, die sie nicht in Ordnung findet.
00:47:59: Du bist fast dreißig, aber hast noch immer Angst vor ihr.
00:48:02: Das ist der Grund, warum du ein Doppelleben führst.
00:48:05: Aber jetzt ist es am allerwichtigsten, dein wahres Ich zu zeigen.
00:48:10: In den Kommentaren darunter schreibt sie außerdem, Sie würden so viel glücklicher sein, wenn sie es tun würden.
00:48:24: Als Shasia später auf den Fakt angesprochen wird, dass sich Sanya scheinbar seitens ihrer Familie nicht unterstützt gefühlt hat, sagt sie, Zitat.
00:48:33: Unsere einzigen Streitpunkte waren ihre Kleidung und die Tatsache, dass sie so öffentlich auf Social Media war.
00:48:39: Sanya hat mir einmal gesagt, dass sie es nicht mochte, wie eine ihrer Freundinnen ihre Scheidung öffentlich auf Social Media durchlebt hat.
00:48:46: Ich denke, dass ihre Freundinnen letztlich eine große Rolle dabei gespielt haben, dass Sanya selbst so offen über alles gesprochen hat.
00:48:52: Sie waren schließlich auch Influencerinnen.
00:48:55: Sie war verletzt und sie wurde ein bisschen rebellisch.
00:48:58: Nachdem ihre TikToks viral gegangen waren, erzählte sie mir immer öfter, dass sie wirklich etwas bewirkte.
00:49:03: Sie war begeistert davon, endlich gehört zu werden.
00:49:07: Aber wir hatten Angst, dass das etwas in Raheel auslösen könnte.
00:49:11: Selbst Sanyas Bruder hat mit ihr gesprochen und gesagt, was ist, wenn Raheel das sieht?
00:49:16: und durchdreht.
00:49:17: Und an der Stelle ganz kurz dazu.
00:49:20: Shazia spricht hier ja von Sanyas Bruder.
00:49:24: Ich habe in keiner Quelle gelesen, dass sie ein Bruder hatte.
00:49:28: Deswegen weiß ich nicht, ob das hier eine andere Formulierung für ein ihrer Freunde gewesen sein soll.
00:49:37: Aber ich wollte das Zitat natürlich eins zu eins so übernehmen.
00:49:42: Doch was Sanya online teilt, erzählt eine etwas andere Version der Geschichte.
00:49:47: Im Juni-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter-Zweiter.
00:50:12: Shaitan steht im Islam für jede Macht, die den Menschen vom Guten abbringt, also zum Beispiel zu schlechten Entscheidungen, Wut, Eifersucht, Lügen oder Ungerechtigkeit verführt.
00:50:22: Und man merkt anhand von Sanyas Videos, dass sie versucht, dem Thema eine gewisse Form von Leichtigkeit zu verleihen.
00:50:31: Und das einfach in der Art, wie sie die Message rüberbringt, also auf den meisten Videos lacht sie und wirkt sehr selbstbewusst und hat Meistens auch irgendein Lied im Hintergrund laufen.
00:50:45: Doch oft tauchen auch ernstere Videos auf ihrem Profil auf, die verdeutlichen, wie schwer ihr die Situation mit der Trennung fällt.
00:50:53: Einmal schreibt sie beispielsweise, Frauen wird immer beigebracht, still zu sein, und genau das hält uns überhaupt erst in diesen kaputten Situationen fest.
00:51:11: Ich bin fertig mit dieser Mentalität.
00:51:14: Sanya wird für viele zu einer Stimme, die ihnen zuvor gefehlt hat.
00:51:18: Ehrlich, verletzlich, mutig.
00:51:21: Sie schafft es, aus ihrem eigenen Schmerz etwas zu machen, das anderen Kraft gibt.
00:51:25: Doch während ihre Community online weiter wächst, zieht sich in ihrem eigenen Leben ein neuer Schatten zusammen.
00:51:32: Raheel meldet sich wieder, und zwar mit dem Vorwand sich aussprechen, sich entschuldigen, sich mit ihr versöhnen zu wollen.
00:51:39: Zanya stimmt einem Treffen in der gemeinsamen Wohnung zu.
00:51:42: Das Gespräch verläuft angespannt, brüchig und voller unausgesprochener Dinge.
00:51:48: Und als Raheel geht, glaubt Zanya zunächst, dass es bei diesem allen Treffen bleibt, bis sie merkt, dass etwas fehlt.
00:51:55: Ihr Ehring, ihre Wohnungsschlüssel.
00:51:59: Er hat beides heimlich mitgenommen.
00:52:01: An diesem Moment weiß Sanya, dass es nicht mehr nur um eine gescheiterte Ehe geht.
00:52:05: Es geht um Sicherheit, um Kontrolle.
00:52:08: Von hier an fühlt sie sich nicht mehr sicher, nicht in der Wohnung, nicht in der Stadt.
00:52:13: Sie erkennt, dass sie sich schützen muss, nicht später, sondern sofort.
00:52:18: Sie wendet sich an die Behörden und erweckt eine einstweilige Verfügung gegen Rahil.
00:52:22: Ein rechtlicher Schutz, der ihn offiziell auf Abstand halten soll.
00:52:26: Gleichzeitig lässt sie die Schlösser der Wohnung austauschen, damit er sich mit den gestohlenen Schlüsseln keinen Zugriff verschaffen kann.
00:52:34: Und sie schafft es, ihn aus einem gemeinsamen Mietvertrag streichen zu lassen, um sich endgültig von jeder gemeinsamen Verbindung zu lösen.
00:52:41: Es sind Schritte, die Mut erfordern, Kraft und Klarheit.
00:52:45: Schritte, die zeigen, dass Seil ja nicht nur emotional loslässt, sondern auch alles tut, um sich körperlich und rechtlich zu schützen.
00:52:53: Trotz all der Angst, all der Erschöpfung und der Spuren, die die letzten Monate in ihr hinterlassen haben, versucht Sania nach vorn zu schauen.
00:52:59: Sie will ihr Leben zurück, ihr Licht, ihre Würde, ihre Stimme.
00:53:04: An ihrem neunundzwanzigsten Geburtstag lässt sie sich ein Tattoo auf den Unterarm stechen.
00:53:08: Die Zahl achtundzwanzig in römischen Ziffern.
00:53:12: Doch diese Zahl ist weit mehr als nur ein Motiv auf der Haut.
00:53:15: Sie steht für das schwerste Jahr ihres Lebens, ein Jahr, in dem sie beinah zerbrochen wäre und sich gleichzeitig Stück für Stück wiedergefunden hat.
00:53:24: Und sie erinnert an den achtundzwanzigsten Stock, eine jene Wohnung, in der sich so vieles verdichtet hat, Schmerz, Angst und Einsamkeit, aber auch Klarheit, Mut und der erste Schritt zurück zu sich selbst.
00:53:37: Dieses Tattoo will zu einem stillen Versprechen, dass sie sich selbst gibt, dass sie durch die Dunkelheit gegangen ist, dass sie überlebt hat und dass sie weitergeht.
00:53:50: Ein typischer Juli-Tag in Chicago.
00:53:52: Warm, weich, mit einer Hitze, die wir ein leises Summen auf den Straßen legt.
00:53:57: Doch an diesem Tag trägt diese Summen etwas anderes in sich.
00:54:01: Etwas Schweres, Dunkles, das zwischen den Häuserwänden hängt wie ein Vorzeichen, das niemand sehen kann, aber das Tief in der Luft legt.
00:54:10: Orts- und Zeitwechsel Raheel besucht in diesen Tagen seine Mutter in Alpharetta.
00:54:16: Er sagt ihr und dem Rest der Familie, dass er für ein paar Tage mit Freunden in Virginia wandern gehen wolle.
00:54:22: Ein harmloser Plan.
00:54:23: Ein Vorwand, die ruhig und unscheinbar klingt.
00:54:26: Doch statt sich in Richtung Virginia aufzumachen, verfolgt er einen anderen Plan.
00:54:31: Er steigt ins Auto und fährt los.
00:54:34: Über tausend Kilometer, die ihm eigentlich Zeit geben würden, sich zu besinnen, umzudrehen, Hilfe zu holen, jemanden anzurufen.
00:54:42: Aber er tut das nicht.
00:54:44: Kilometer für Kilometer fährt er weiter, quer durch mehrere Bundesstaaten immer auf derselben Linie, immer nach Norden, immer Richtung Chicago.
00:54:55: Mit dem Auto befinden sich zwei Dinge, die seine Absichten komplett offenlegen.
00:55:00: Eine Waffe, so wie Sanias Brautkleidt.
00:55:03: Ein makaberes, unheimliches Bild.
00:55:05: Ein Symbol für ihren gemeinsamen Anfang und das Not von ihm geplante Ende.
00:55:10: Raheel weiß, was dieser Tag bedeutet.
00:55:13: Sania ist letzter Tag in Chicago, bevor sie zurück nach Chattanooga zieht, zurück in die Nähe ihrer Mutter, ihrer Schwester, ihres sicheren Umfelds.
00:55:21: Er weiß also, dass dies seine letzte Chance ist, sie allein abzufangen, bevor sie sich endgültig seinem Zugriff entzieht.
00:55:29: Meile um Meile, während die Straße unter ihm verschwindet, klammert er sich an den Entschluss, der in ihm längst gefallen ist.
00:55:36: Ein Entschluss, der tödlich enden wird.
00:55:40: Am frühen Morgen bemerkt Raheels Schwester, dass sie seine Standortdaten deaktiviert hat.
00:55:44: Zu diesem Zeitpunkt befindet er sich drei Stunden südlich von Chicago in Indianapolis.
00:55:50: Es ist neun Uhr dreißig am Morgen, als Raheel dem Wohnkomplex von Sanias Wohnung betritt.
00:55:56: Festgehalten wird dies von den Überwachungskameras im Foyer.
00:55:59: Auf dem Rücken trägt er einen Rucksack, in den Händen eine Kleiderhülle, in welcher sich vermutlich Sanias Brautkleid befindet.
00:56:06: Im Gebäude selbst trifft er sich mit einer Immobilienmarklerin.
00:56:10: Weitere Überwachungsaufnahmen zeigen die beiden, also Raheel und die Marklerin, wie sie gemeinsam den Fahrschul betreten und ihn im siebenundzwanzigsten Stockwerk verlassen.
00:56:19: Der Marklerin teilt er im Anschluss an die Besichtigung einer Wohnung mit, dass er noch etwas länger im Gebäude bleiben werde, um sich mit Freunden zu treffen.
00:56:27: Wenig später betritt er den Aufzug also erneut, diesmal allein.
00:56:31: Was direkt auffällt ist, dass er seinen Rucksack nun nicht mehr auf dem Rücken, sondern von dem Bauch trägt.
00:56:37: So würde er gleich einen schnelleren Zugriff auf die Waffe haben, die sich darin befindet.
00:56:42: Er verlässt den Aufzug Sekunden später, im achtundzwanzigsten Stock.
00:56:46: Der Stock, in dem sich Sanias Wohnung befindet.
00:56:50: Noch am selben Tag schickt Raheel seiner Mutter eine kurze E-Mail.
00:56:53: Darin schreibt er, er wolle ihr die Studiengebühren zurückzahlen.
00:56:57: Ein Satz, der nüchtern wirkt und gleichzeitig verstörend endgültig klingt.
00:57:02: Als seine Mutter ihn danach telefonisch nicht erreichen kann, wächst in ihr die Angst und sie will den Notruf.
00:57:07: Die Polizei in Alpharetta beginnt, Raheels Handy zu orten.
00:57:10: Die Daten zeigen, er befindet sich nicht, wie er behauptet hatte, auf den Weg nach Virginia.
00:57:16: Er ist in Chicago.
00:57:18: Und nicht nur irgendwo in der Stadt, sondern im Umkreis von weniger als sechzig Metern zu Sanias Wohnung.
00:57:24: Für die Beamten ist klar, sie müssen sofort handeln.
00:57:27: Kolleginnen in Chicago werden alarmiert und machen sich umgehen auf den Weg zu der Adresse.
00:57:32: Als die Polizisten vor der Wohnung stehen, passiert es.
00:57:35: Ein Schuss.
00:57:36: hörbar auf dem Bodycam Aufnahmen der Beamten.
00:57:39: Sie verschaffen sich umgehend Zugang zur Wohnung und das Bild, was sich ihnen im Inneren bietet, wird sich für immer auf ihre Netzhaut einbrennen.
00:57:46: Sanya liegt am Boden, blieblos in einer Blutlache.
00:57:50: Rahir sitzt wenige Meter entfernt an die Wand gelehnt, die Waffe noch in der Hand, eine Schutzverletzung im Kopf.
00:57:57: Sein letzter Akt.
00:57:59: Ein Bild das zeigt, sie sind zu spät.
00:58:03: Sanya wird noch vor Ort Raheel im Krankenhaus für Tod erklärt.
00:58:07: Gabriela, eine enge Freundin von Sanya, ist an diesem Vormittrag auf dem Weg nach Chicago, um die neunzehnzeigjährige beim Umzug zu unterstützen.
00:58:16: Als die Sanyas genauer Adresse per Textnachricht erfragen möchte, erhält sie jedoch keine Antwort.
00:58:21: Und dann erreichen sie mehrere Telefonanrufe von anderen Menschen aus Sanyas Umfeld.
00:58:26: Sie klingen panisch, als sie von einer Schießerei in ihrem Wohnkomplex berichten.
00:58:31: Und dann erreicht Gabriella der eine Anruf, der alles verändert, der die Welt um sie herum verstummen lässt.
00:58:38: Am anderen Ende der Leitung ist Sanias Vater.
00:58:41: Er berichtet Gabriella, dass die Gerüchte stimmen, dass Sanias in ihrer eigenen Wohnung erschossen wurde.
00:58:47: Sie steigt umgehend aus dem Bus, in dem sie sich gerade befindet und bricht mitsamt ihrer Koffer weint auf dem Bürgersteig zusammen.
00:58:54: Sanias Mutter beschreibt den Moment, in dem sie vom Tod ihrer ältesten Tochter erfuhr, später wie folgt.
00:59:01: Ich spürte, wie meine Seele meinen Körper verließ.
00:59:04: Ein Teil von mir, tief in mir drin, war auf einmal nicht mehr da.
00:59:07: Ich fühlte mich so schwach, so habe ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt.
00:59:12: Während Gabriella auf dem Bürgerstag zusammenbricht und Sanias Mutter spürt, wie ihr mit der Nachricht der Boden unter den Füßen weggezogen wird, beginnt die Polizei in der Wohnung, Spuren zu sichern.
00:59:22: Zwischen den zerstörten Momenten eines Lebens, das gerade ausgelöscht wurde, entdeckten die Ermittler etwas, das einen Blick in Raheels letzten Gedankengang gibt.
00:59:31: Ein Abschiedsbrief.
00:59:33: Darin schreibt er, Zitat.
00:59:36: Ich wollte ihr das Hochzeitskleid und die Waffe zur Selbstverteidigung bringen, da sie jetzt allein in Chicago lebt.
00:59:43: Wir hatten eine gute Zeit und lachten gemeinsam.
00:59:46: Aus Spaß hielt ich mir die Pistole an den Kopf und sagte, wie soll ich ohne dich weiterleben.
00:59:51: Sie wollte sie mir wegnehmen und ein Schuss löste sich.
00:59:55: Ich kann nicht mit meiner Schuld an diesem Unfall weiterleben.
00:59:58: Es tut mir leid.
01:00:00: Boah.
01:00:01: Also, das macht mich so, so, so wütend.
01:00:05: Ich wusste
01:00:06: es, ja.
01:00:08: Also, ich fange von vorne an.
01:00:11: Erst einmal halte ich das.
01:00:15: Da glaube ich, müssen wir eigentlich gar nicht darüber sprechen.
01:00:17: Ich möchte das trotzdem einmal sehr, sehr deutlich sagen für absoluten Bullshit.
01:00:22: Also das ist ja völlig an den Haaren herbeigezogen.
01:00:26: Ich wollte ihr das Kleid als Erinnerung vorbeibringen.
01:00:30: So,
01:00:31: Bro,
01:00:32: sie wollte deine Erinnerung gar nicht haben.
01:00:35: Also schonmal schwachsinnig.
01:00:38: Und meiner Meinung nach hat er das Kleid mitgenommen.
01:00:41: Also das ist meine Vermutung, weil er dachte, nachdem er ihr das Leben genommen hat, könnte er ihr das anziehen.
01:00:48: So eine richtig... Theatralische Geste, um nochmal zu verdeutlichen, sie war meine Frau und sie hätte an meiner Seite bleiben sollen.
01:00:57: Und auch nochmal, um so ein letztes Mal Kontrolle über sie auszuüben.
01:01:02: Und die Waffe hat er ihr mit Sicherheit nicht zur Selbstverteidigung mitgebracht.
01:01:08: Da brauchen wir gar nicht drüber sprechen, das ist einfach schwachsinnig.
01:01:12: Und der Schuss, der hat sich auch nicht aus Versehen gelöst.
01:01:17: Also er ist dahin gegangen.
01:01:19: mit einem Plan, der hat sich diesen Maklertermin gebucht, der wusste ganz genau, dass er anders nicht in das Gebäude kommen würde, der hat sich die Waffe mitgenommen.
01:01:27: Du hast ja vorhin auch schon gesagt, dass er, als er dann in den Achtundzwanzigsten in Stock gefahren ist, auf einmal den Rucksack vorne hatte, wahrscheinlich, dass er schnellstmöglich die Waffe greifen kann, wenn sie ihm die Tür öffnet.
01:01:41: Also das sieht für mich alles extrem nach Planung aus.
01:01:46: Ich glaube, diesem Brief kein einziges Wort.
01:01:49: Nee, ich auch nicht.
01:01:50: Und ich finde das auch eine absolute Frechheit.
01:01:53: Und ich finde es auch sehr albern, dass er denkt, dass wenn er diesen Brief schreibt, dass ihm auch nur irgendwer das glauben würde.
01:02:03: Ja,
01:02:04: ja.
01:02:04: Und was ich da auch direkt denken musste an Brian Laundry.
01:02:08: der seine verlobte Gabby Petito getötet hat.
01:02:11: Weil.
01:02:11: bei ihm war das ja ähnlich.
01:02:12: Da hat man ja auch einen Abschiedsbrief gefunden und er hat dann auch gesagt, sie wäre gestützt und er wollte sie da nur erlösen, sowas in die Richtung.
01:02:18: Und das hat mich ganz stark daran erinnert, dass sich beide irgendwie noch in so ein besseres Licht rücken wollten.
01:02:24: Ja, als den Retter und dem Beschützer.
01:02:26: Ich wollte sie erlösen oder ich wollte, dass sie sich hier schützen kann, weil sie jetzt ja als Frau alleine dort lebt.
01:02:35: Und auch wie du gesagt hast, dass mit dem Hochzeits Kleid.
01:02:38: Ich kann mir das auch vorstellen, dass er damit noch mal das Zeichen setzen wollte.
01:02:41: Sie gehört mir.
01:02:42: Wo wir wieder bei diesen klassischen Femizidmotiven sind, wenn ich sie nicht haben kann, soll sie kein anderer haben, weil sie mein Besitz.
01:02:49: Genau.
01:02:50: Und ich glaube schon, dass das auch das Hauptargument oder die Hauptmotivation dafür war, das Kleid mitzunehmen.
01:02:58: Das
01:02:58: glaube ich auf jeden Fall auch.
01:02:59: Und das Motiv, das sieht man ja auch schon ganz stark in seinem vorherigen Verhalten.
01:03:05: Dass er wirklich glaubt, Er hat so einen richtigen Besitzanspruch, weil die beiden geheiratet haben, weil sie sein Besitztum ist.
01:03:13: Also, es war sie gar nicht mehr so ein eigenständiger Mensch.
01:03:16: Und das hat nicht funktioniert, während sie gelebt hat, weil sie sich gesträubt hat, weil sie sich dann auch noch getraut hat, darüber zu sprechen.
01:03:25: Und ich glaube, dass das dann letztendlich darin gegipfelt ist, dass er sagte, wenn ich sie nicht unter Kontrolle bringen kann, da muss ich sie eben zum Schweigen bringen.
01:03:36: Die Ermittler gehen nicht davon aus, dass es sich bei der Tat um einen Unfall handelte.
01:03:40: Die Indizien sprechen für einen gut durchdachten Plan.
01:03:43: Warum er ihr Hochzeitskleid bei sich hatte?
01:03:46: Darüber lässt sich nur spekulieren.
01:03:48: Wollte er sie nach der Tat darin kleiden oder es einfach als symbolische Geste bei sich haben?
01:03:54: Fragen, die nie beantwortet werden und die neben dem Verlust und der Trauer nebensächlich erscheinen.
01:04:00: Klar ist, Raheel hat Zania gewaltsam aus dem Leben gerissen, weil er nicht ertragen konnte, dass sie ihren eigenen Weg ging.
01:04:07: Ein Muster, das erschreckend vertraut ist.
01:04:10: Denn der Moment der Trennung ist für viele Frauen der Gefährlichste überhaupt.
01:04:14: Der Moment, in dem Gewalt nicht endet, sondern eskaliert.
01:04:18: Wenn aus verletzter Kontrolle tödliche Absicht wird.
01:04:21: Wenn ein Mann nicht akzeptieren kann, dass eine Frau sich entzieht.
01:04:25: Für Täter bedeutet dieser Schritt der Verlust von Kontrolle.
01:04:29: Genau dieser Kontrollverlust kann zu extremen, unberechenbaren Reaktionen führen.
01:04:33: Viele Frauen berichten, dass Bedrohungen, Stalking, Überwachung oder körperliche Angriffe erst in dem Augenblick begonnen haben, in dem sie gegangen sind.
01:04:42: Eine Trennung beendet also nicht automatisch die Gefahr, sie kann sie sogar verstärken.
01:04:47: Weil sich Gewalt nie um Liebe dreht, sondern um Macht.
01:04:52: Zania Khan war eine Frau, die liebte, lachte, träumte.
01:04:56: Eine Tochter, eine Schwester.
01:04:58: eine Freundin, eine Künstlerin, die die Welt durch ihre Kamera weich und warm machte, eine junge Frau, die den Mut fand, ihre Wahrheit auszusprechen und anderen Frauen damit eine Stimme gab, die sie selbst jahrelang gebraucht hätte.
01:05:12: Sanya wollte Licht sein in einem Raum, der zu lange dunkel war.
01:05:16: Und genau das ist sie geblieben.
01:05:19: Ihr Tote erinnert uns daran, dass wir eine Welt brauchen, in der Schutz nicht erbeten werden muss, in der Nein sagen, nicht lebensbetrôlich wird.
01:05:28: Sanya hat mit ihrem Leben viele Menschen inspiriert und mit ihrem Schicksal mahnt sie uns nicht wegzusehen.
01:05:35: Jede Frau, die von Gewalt betroffen ist, verdient Schutz, Glaube und die Freiheit, ihren eigenen Weg zu gehen, ohne dafür mit ihrem Leben zu bezahlen.
01:05:44: Sanya ist nicht mehr hier, doch ihre Stärke bleibt.
01:05:48: Also Erinnerung daran, dass jede Frau ein Leben in Sicherheit verdient und dass wir alle die Verantwortung haben, dafür einzustehen.
01:05:56: Und ich muss ehrlich sagen, dass du hier mit diesem letzten Absatz rausgegangen bist und dass das überhaupt nötig ist, das so deutlich zu erwähnen.
01:06:06: Das ist wirklich ein Armutszeugnis und ich finde das so so furchtbar und so so schlimm.
01:06:12: Und ich ärgere mich dann auch immer wieder darüber, wenn es heißt, wir brauchen keinen Feminismus mehr.
01:06:20: Aber wenn man sich die Statistiken anschaut, wenn man sich anschaut, wie gefährlich es ist, für eine Frau sich aus einer Beziehung zu lösen, dann wird doch ganz deutlich, doch brauchen wir.
01:06:33: Ja,
01:06:33: und das sind ja auch keine Einzelfälle, sondern das passiert, wie ich am Anfang der Folge gesagt habe.
01:06:40: Das muss man sich ja auch einfach noch mal reinziehen.
01:06:42: Alle zehn Minuten wird auf der Welt eine Frau getötet.
01:06:47: Alle zehn Minuten.
01:06:49: Und das dann von einem Partner oder Ex-Partner oder einer ihr sehr nahestehenden Person.
01:06:55: Ja, ja.
01:06:56: Und dann hat man immer so Angst vor dem unbekannten Mann auf der Straße und traut sich deswegen nicht heim zu laufen.
01:07:03: Aber eigentlich müssen ganz, ganz viele Frauen viel mehr Angst haben, heim zu kommen.
01:07:08: Und es ist einfach furchtbar und das muss sich einfach ändern.
01:07:11: Ja,
01:07:11: ja, absolut.
01:07:12: Und wie war dein letzter Satz nochmal?
01:07:15: Sanya ist nicht mehr hier durch ihre Stärke.
01:07:17: bleibt als Erinnerung daran, dass jede Frau ein Leben in Sicherheit verdient und dass wir alle die Verantwortung haben, dafür einzustehen.
01:07:24: Genau, dass wir alle die Verantwortung haben, dafür einzustehen.
01:07:28: Und das hat mich direkt an einen Beitrag von Mordlos denken lassen.
01:07:33: Die haben nämlich vor wenigen Tagen erst einen Beitrag hochgeladen mit dem Titel, warum wir eine Rape Culture haben.
01:07:40: Ich weiß nicht, ob du den gesehen hast.
01:07:41: Ja.
01:07:42: Aber ich würde den gerne hier einmal zitieren, weil ich den richtig gut fand und den auch bei uns auf Instagram geteilt hatte.
01:07:49: deswegen.
01:07:50: Hier wird geschrieben, Jungs sind halt so, was hatte sie denn an?
01:07:54: War doch nur ein Scherz.
01:07:55: Sein Leben ist doch jetzt auch ruiniert.
01:07:59: Solche Sätze haben wohl alle von uns schon mal gehört oder auch gesagt.
01:08:03: Was im ersten Moment vielleicht wie ein dummer Spruch klingt, hat trotzdem tiefgreifende Konsequenzen.
01:08:10: Sie reproduzieren und verankern immer wieder aufs Neue das sexistische Grundbild unserer Gesellschaft.
01:08:16: Denn Sprache schafft Wirklichkeit.
01:08:19: Da haben wir vorhin ja auch im Zusammenhang mit der bipolaren Störung schon drüber gesprochen.
01:08:24: Sie beschreiben dann auch, was eine Rape Culture ist.
01:08:27: Sie schreiben, der Begriff beschreibt eine Kultur oder Gesellschaft, in der sexuelle Übergriffe verharmlost, relativiert oder sogar gerechtfertigt werden.
01:08:36: Täter werden gesellschaftlich, medial und rechtlich geschützt oder entschuldigt.
01:08:41: Victim Blaming und Sätze wie die eben sind ein zentraler Teil dieses Mechanismus.
01:08:47: In einer Rapeculture geht es nicht darum, dass Vergewaltigungen normal sind, sondern darum, dass die gesellschaftlichen Bedingungen sexualisierte Gewalt ermöglichen und verdecken.
01:08:59: Und
01:09:00: genau das ist ja wirklich der Fall.
01:09:01: Jeder muss sich dagegen aussprechen.
01:09:04: Es liegt.
01:09:05: in unserer Verantwortung.
01:09:06: Und zwar in der Verantwortung von allen, egal welches Geschlecht.
01:09:10: Ja.
01:09:10: Und ich finde, das fängt ja auch schon in einem ganz kleinen Rahmen an, wenn du irgendwo mit am Tisch sitzt und da werden solche Sprüche eben laut.
01:09:19: Genau.
01:09:19: Dass man was dagegen sagt und dass man aufklärt und dass man eben dann dafür einsteht.
01:09:24: Ja, total.
01:09:25: Und genau das, was du eben gesagt hast, dieses pointe solche Kommentare aus, also sag was, das habe ich letztens... gesehen von Abir Salahani.
01:09:36: Sie ist eine schwedische EU-Abgeordnete und besonders bekannt wurde sie tatsächlich dafür, dass sie sich im Parlament die Haare abschnitt, um Solidarität mit den Frauen im Iran zu zeigen.
01:09:51: Und ich wurde auf sie aufmerksam durch eine Rede, die wir jetzt hier im Folgenden auch vielleicht einmal kurz einspülen können, weil ich finde, man muss die auf jeden Fall selbst hören.
01:10:01: Und hier beginnt sie eben damit, dass sie sagt, man soll doch die sexistischen Witze von Freunden einfach outcalling.
01:10:10: Also, man soll doch einfach was sagen.
01:10:13: Und ich würde sagen, wir hören jetzt am besten einmal selbst rein.
01:10:16: Ja, gern.
01:10:18: Call out that French sexist joke.
01:10:21: Challenge the lies.
01:10:23: Call out your uncle's shitty opinions about women around the Christmas dinner table.
01:10:31: We stand in orange and we stand in fury.
01:10:35: We are furious because still women are controlled, beaten, raped and murdered by men in the EU.
01:10:48: Let me be very very clear.
01:10:51: This is not a woman's problem.
01:10:55: Gender-based violence is a man's problem.
01:11:04: And to the man in this room and beyond.
01:11:08: Unless you choose building safety over staying in your comfort zone, nothing will change.
01:11:16: Unless
01:11:17: you choose respect over dominance, nothing will change.
01:11:25: Thank you.
01:11:35: Thank you.
01:11:39: Thank you.
01:11:50: Thank you.
01:12:02: Ich übersetze es einmal für euch.
01:12:04: Sie sagt hier, sagt etwas zu dem sexistischen Witz eures Freundes, stellt die Lügen infrage, sprecht die beschissenen Ansichten eures Onkels über Frauen am Weihnachtstisch an.
01:12:15: Wir tragen Orange und wir stehen in Wut.
01:12:18: Wir sind wütend, weil Frauen in der EU immer noch kontrolliert, geschlagen, vergewaltigt und von Männern ermordet werden.
01:12:26: Lassen Sie mich ganz, ganz deutlich sagen, und das ist mit einer meiner favorite Parts, weil das ist so wahr.
01:12:33: Und ich finde, das wird manchmal gar nicht so deutlich herausgestellt.
01:12:37: Das ist kein Problem der Frauen.
01:12:40: Geschlechterbasierte Gewalt ist ein Problem der Männer.
01:12:44: Und an die Männer in diesem Raum und darüber hinaus Solange ihr nicht Sicherheit über eure Komfortzone stellt, wird sich nichts ändern.
01:12:52: Solange ihr nicht Respekt über Dominanz stellt, wird sich nichts ändern.
01:12:56: Solange nicht ihr diejenigen seid, die die Norm unter Männern verändern.
01:13:01: Und hier sagt sie dann eben das, womit wir reingestartet sind, dass man den sexistischen Witz eines Freundes benennen soll.
01:13:10: Dass man seinem Onkel die Stirn bieten soll, wenn er am Weihnachtstisch unangebrachte Kommentare macht.
01:13:16: Und sie sagt weiter, wir tragen Orange für Hoffnung.
01:13:20: Aber Hoffnung bedeutet nichts, wenn ihr nicht mutig genug seid, in den Spiegel zu schauen und zu erkennen, was ihr selbst dazu beigetragen habt, geschlechterbasierte Gewalt zu ermöglichen.
01:13:31: Boja, sie bringt dafür nicht richtig auf den Punkt.
01:13:34: Und ich glaube, viele Leute glauben auch, dass es nichts bringt, wenn man jetzt so am Familientisch sitzt und bestimmte Sachen auspointet.
01:13:42: Aber genau das sind die wichtigen Dinge, die man eben auch... tagtäglich machen kann.
01:13:47: Und ich glaube schon, dass es dazu führt, dass manche Menschen vielleicht auch mal anfangen, Sachen zu hinterfragen, die sie so benennen.
01:13:53: Und auch, dass sie sagt, dass die Männer sich gegenseitig da auch mal ausbeuten müssen.
01:13:57: Weil ich glaube oft, dass leider viele Männer, andere Frauen einfach nicht ernst nehmen und vielleicht mal raffen, was sie sagen, was sie machen, wenn ein anderer Mann sagt, ey.
01:14:07: What the fuck, was redest du da eigentlich gerade?
01:14:09: Ja, ja.
01:14:10: Und ich glaube selbst, wenn es nicht mal so ist, dass wenn du sowas benennst am Weihnachtstisch, dass ja man dann nicht darüber nachdenkt und vielleicht nicht reflektiert.
01:14:20: Das kann gut sein.
01:14:21: Also ich kann mir schon gut vorstellen, dass da dann auch so eine Abwehrhaltung kommt und dann heißt es, naja, heutzutage darf man ja gar nichts mehr sagen und die ist ja total empfindlich.
01:14:29: Aber selbst wenn dem so ist, dann ist es zumindest so, dass sich diese Person in diesem Moment unwohl fühlt.
01:14:38: Und ich finde, das sollte normalisiert werden.
01:14:41: Wenn du solche Kommentare bringst, dann lass uns zumindest dafür sorgen, wenn wir das schon nicht ändern können, dass sie sich unwohl fühlen.
01:14:49: Und ich finde es ja auch immer witzig, wenn so ein Argument kommt, mit man darf heute gar nichts mehr sagen, weil ich mir denke, du konntest es ja gerade sagen, du musst einfach damit rechnen, dass du Kritik dafür bekommst.
01:14:59: Genau.
01:15:01: Eben.
01:15:01: Ja.
01:15:02: Aber ich muss sagen, also diese Rede und Der Beitrag von Mordlust, das schließt sich ja so der Kreis, also das ist ja genau das, was in der Rede auch thematisiert wird, dass wir eben so eine Rape Culture ermöglichen.
01:15:17: Ja.
01:15:17: Durch die Art und Weise, wie wir über solche Dinge sprechen.
01:15:20: Ja.
01:15:21: Und
01:15:21: das muss sich einfach ändern.
01:15:25: Das ist ja auch passend, dass wir da jetzt gerade drüber sprechen, wo in einem Monat oder ein bisschen mehr als einem Monat auch Weihnachten ist.
01:15:34: weil ich glaube, dass da ganz viele von uns wahrscheinlich ganz unangenehme Gespräche führen müssen oder ganz unangenehmen Gesprächen lauschen müssen, weil ich hab immer so das Gefühl, dass es so ein Rahmen, wo da einfach alles rausgehauen wird, was einem so durch den Kopf
01:15:49: geht.
01:15:49: Ja, voll.
01:15:50: Und dann geht es auch nicht nur um so geschlechter spezifische Gewalt beispielsweise, sondern beispielsweise auch um Themen wie Rassismus.
01:15:59: Also es ist, glaube ich, schon wichtig, dass man ... das auspointet.
01:16:03: Ich kann schon auch verstehen, dass,
01:16:05: wenn du
01:16:06: gerade nicht in der Verfassung bist,
01:16:09: dich
01:16:09: so einer Situation auszusetzen, dass du dann eher still bleibst.
01:16:13: Also, man muss vielleicht auch nicht jedes Mal was sagen, wenn man selbst mental das gerade nicht abkönche.
01:16:21: Das will ich auch gar nicht irgendwie zu arg pushen.
01:16:24: Aber wenn ihr in der mentalen Verfassung seid, dass sie sagt, Also ich kann dem Onkel Olli jetzt auch mal was zu sagen, dann macht das.
01:16:32: Ja,
01:16:33: ja.
01:16:33: Ach ja, es wird auf jeden Fall nicht so easy alles wieder.
01:16:38: Ja, aber es ist wichtig.
01:16:40: Und ich glaube auch, je mehr man darüber spricht, desto eher verstehen Menschen auch was gemeint ist.
01:16:45: Also ich glaube schon, dass man dabei vielen Menschen was bewirken kann.
01:16:50: Und dass es manchmal auch schon so ist, ich habe eben gesagt, Vielleicht wird es so sein, dass jemand da gar nicht reflektiert.
01:16:58: Aber ich glaube auch schon, dass es bei vielen so ist, dass eben reflektiert wird.
01:17:02: Weil ich glaube, dass viele diese Meinung, so wie sie die rüberbringen, vielleicht auch gar nicht so vertreten.
01:17:09: Wenn du ihnen das dann aber eben mal aufzeigst, dass sie dann auch schlucken und denken, oh ja,
01:17:15: dass die dann wirklich denken so.
01:17:16: hinter so einer Meinung stehe ich ja eigentlich gar nicht.
01:17:18: So und dass sie mal raffen, dass es auch Themen gibt, wo man auch einfach keine Witze drüber macht.
01:17:23: Weißt du noch, an welche Situation ich gerade denken muss?
01:17:26: Mein Ex-Freund mir mal einen fetten Anführungszeichen wirklich Sketch geschickt hat.
01:17:33: Ja, ja.
01:17:33: Wo dann irgendwie drüber stand, es ist nur sexuelle Belästigung, wenn der Mann hässlich ist.
01:17:38: Ja, ja.
01:17:38: Und es hat er mir geschickt.
01:17:40: Mit dem Wissen, dass ich auch schon Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen gemacht habe.
01:17:45: Und ich hab das in dem Moment ausgepointert.
01:17:46: Also, what the fuck, das ist halt nicht witzig.
01:17:48: Darüber macht man keine Witze.
01:17:49: Und ja, ich sehe einfach nicht, was daran witzig sein soll.
01:17:53: Ja.
01:17:54: Und dann war ja ich die Blöde.
01:17:55: Dann war ich die, die mal von ihrem Vogue-Train abspringen soll und sowas.
01:17:59: Und genau das ist ja dann das, was wir eben auch gesagt haben.
01:18:02: David dann oft gesagt, na ja, sei doch nicht so empfindlich.
01:18:05: Genau,
01:18:05: ja.
01:18:06: Ich meine, das, fand ich, war schon ein sehr explizites Beispiel, um ehrlich zu sein.
01:18:12: Aber das gibt's ja auch so ein bisschen verdeckter.
01:18:15: Total.
01:18:16: Ja, ja.
01:18:16: Und so ein bisschen diskretter.
01:18:17: Also, ich merk das, was Sexismus angeht, ganz, ganz häufig.
01:18:23: Aber jetzt beispielsweise, auch seit ich mit Raja zusammen bin, auch was so versteckten Rassismus angeht, so ein bisschen.
01:18:31: Wo ich mir denke, warum muss... eigentlich in jedem Satz erwähnt werden, dass mein Partner in da ist.
01:18:38: Also das ist ja eigentlich völlig egal.
01:18:40: Ja.
01:18:41: Ich find's auch so krass, dass man das auch manchmal gerade jetzt, was Thema Rassismus angeht, dass wir das auch jetzt so deutlich sehen, seit der auch hier ist, weil wir sind ja zu dritt jetzt die ganze Zeit während der Tour unterwegs gewesen.
01:18:54: Und ich hab manchmal auch gesehen, wenn wir irgendwo an der Tanke standen, dass da mal jemand richtig dumm geguckt hat und ich bin dann auch immer richtig sauer direkt und hab richtig böse zurückgeguckt.
01:19:05: Also es gibt eigentlich so dumm zu gucken, hab ich mir gedacht.
01:19:07: Weil mich das so sauer gemacht hat.
01:19:09: Manchmal sieht man das ja dann erst in solchen Situationen, weil man selbst davon nicht betroffen ist in dem Fall jetzt.
01:19:15: Und das ist dann vielleicht auch bei diesem ganzen Sexismus-Thema so, dass man wirklich, dass bestimmten Männern auch immer und immer wieder sagen muss, ey, das ist halt so und so.
01:19:24: So ihr müsst das einfach mal verstehen.
01:19:26: Ja.
01:19:27: Absolut.
01:19:28: Ja, ich glaube, das ist ein guter Punkt.
01:19:30: Dass Menschen, wenn sie nicht betroffen sind, dass vielleicht weniger wahrnehmen, einfach.
01:19:34: Also ziemlich wahrscheinlich weniger wahrnehmen.
01:19:37: Und vielleicht ist genau das das Problem bei Männern.
01:19:41: Weil ich glaube, Männer können sich oft einfach nicht vorstellen, wie es ist, als Frau durch die Welt zu gehen,
01:19:48: die
01:19:48: eigentlich auf Männer ausgelegt
01:19:49: ist.
01:19:50: Und deswegen ist es wichtig, da einfach immer wieder was zu sagen oder immer wieder für zu kämpfen.
01:19:57: Und es ist aber auch wichtig, auf der anderen Seite offen zu bleiben und Gehör für Betroffene zu finden.
01:20:04: Total, total.
01:20:06: Und das nicht einfach so abzutun, weil das macht unheimlich müde, das macht unheimlich sauer.
01:20:11: Ja, ja.
01:20:12: Und es führt letztendlich nirgendwo hin.
01:20:15: Und ich verstehe halt auch immer nicht, gerade so bei geschlechter spezifischer Gewalt oder bei solchen Themen, bei Sexismus, warum ... bis sich manche Männer davon angegriffen fühlen, wenn sie doch gar nicht gemeint sind.
01:20:30: Ja, ich muss doch immer dran denken, was du mal in einer anderen Folge gesagt hast, mit diesem, man müsste eigentlich meinen, dass wir alle auf der gleichen Seite stehen.
01:20:37: Ganz genau.
01:20:37: Aber irgendwie ist dem oft nicht so.
01:20:39: Ja,
01:20:39: auf der Seite der Moral, wo wir sagen, keine Frau sollte sexuell belästigt werden, keine Frau sollte sich... unsicher fühlen, wenn sie sich von ihrem Partner trennen möchte.
01:20:50: Keine Frau sollte Angst haben, dass ihr Ex-Partner ihr irgendwo auflauert, weil er das Gefühl hat, er hat eigentlich noch Anspruch auf sie.
01:20:58: Und
01:20:59: da sind wir ja nicht alle leider, aber ich glaube schon viele derselben Meinung.
01:21:05: Warum sprechen wir sie dann nicht einfach aus?
01:21:09: Ja, total.
01:21:09: Und ich glaube wirklich, dass man sich In der Erinnerung rufen muss, dass jeder da was bewirken kann.
01:21:14: Weil ich glaube manchmal denkt man, ich als Einzelperson was soll ich da machen, aber bei so Sachen fängt es halt an, dass man sagt, ey ich spreche das an, was hier gerade in den Raum geworfen wurde und spreche aus, dass das gar nicht geht, das sind so Sachen, die jeder von uns machen kann.
01:21:28: Wenn man gerade, wie du vorhin gesagt hast, in dem State ist, dass man sich so eine Konfrontation aussetzen kann.
01:21:34: Ja und ich mach das mittlerweile öfter mal, wenn ich nicht... diskutieren möchte.
01:21:40: Da mache ich das öfter mal auf so eine subtile, in Anführungszeichen witzige Art und Weise.
01:21:45: Da haben wir schon mal Tore gesprochen, dass ich dann sage, naja, der ist deutscher, aber der ist total nett.
01:21:52: Ja, dass man das mal so umdreht, wie das als so anders gesagt wird.
01:21:57: Ja, und das funktioniert gut.
01:21:58: Die Leute sind total überrascht und verwundert.
01:22:01: Die finden das komisch, aber vielleicht regt das ja dann auch mal zum Nachdenken an.
01:22:06: Und mit so kleinen Sachen, sag ich mal, kann man schon viel bewegen.
01:22:10: Ja,
01:22:10: das ist Mikroaktivismus at its finest.
01:22:14: Vor allem,
01:22:14: wenn wir das... Und ich find das wichtig.
01:22:15: Ja, total.
01:22:16: Und wenn wir das alle machen, überlegt mal, wie viel dann passiert.
01:22:19: Ja, absolut.
01:22:21: Aber ja, im Großen und Ganzen auf jeden Fall ein furchtbarer Fall.
01:22:26: Ganz, ganz, ganz schlimm.
01:22:28: Vielleicht kann man an der Stelle auch noch mal dazu sagen, weil wir haben ja heute viel über diesen speziellen Kulturkreis gesprochen.
01:22:35: Ja.
01:22:35: Und... Dadurch, dass ich mit meinem Partner jetzt ja auch viel in Indien war und da auch noch mal andere Erfahrungen und Berührungspunkte hatte, weiß ich auch schon, dass es für Frauen in Indien beispielsweise noch mal eine ganz andere Situation ist als für uns in Deutschland.
01:22:53: Also sich dort zu trennen ist wirklich ganz arg belastet mit Scham und auch mit Gefahr.
01:23:00: Und es ist ja auch so, dass du, so wird ich das jetzt einschätzen auf der Ferne, dass du dort auch oft nicht die Möglichkeiten hast, weil du finanziell zum Beispiel auch komplett abhängig bist.
01:23:10: Genau,
01:23:10: genau.
01:23:11: Da ist es nicht nur ein Anführungszeichen, weil das ist ja auch schon sehr viel, eine emotionale Abhängigkeit, sondern wirklich auch, dass du finanziell auf deinen Partner angewiesen bist, weil du als Frau teilweise, je nachdem, wo du halt lebst, auch nicht so gut Arbeit bekommst.
01:23:26: Und dann eben auch wirklich die gesellschaftliche Echtung.
01:23:29: Also du könntest dann teilweise vielleicht nicht mehr in dein kleineres Dörfchen zurück, weil das dort einfach nicht akzeptiert wird.
01:23:40: Und mir war das schon bewusst.
01:23:43: Aber ich habe mich da mit meinem Partner eben auch sehr viel drüber unterhalten und das nochmal aus der Nähe zu beobachten und zu sehen.
01:23:51: Das macht nochmal was ganz anderes mit einem.
01:23:54: Also das fand ich Furchtbar schlimm.
01:23:56: Aber, und das möchte ich hier auch einmal ganz deutlich sagen, das betrifft nicht nur diesen Kulturkreis.
01:24:03: Also diesen Besitzanspruch.
01:24:06: Und dieses, wenn ich dich nicht haben kann, dann darf dich auch niemand anderes haben.
01:24:10: Das zieht sich durch alle Kulturkreise.
01:24:14: Und auch durch jede gesellschaftliche Schicht.
01:24:19: Und ich glaube, das ist etwas, was ganz viele auch nicht so richtig akzeptieren.
01:24:24: Wenn Sie jetzt unsere Folge hören, kann ich mir vorstellen, dass es auch den einen oder anderen gibt, der sich denkt, na ja, also in dem Kulturkreis ist es ja auch schon nochmal eine andere Nummer.
01:24:33: Und ja, das stimmt, das ist nochmal anders.
01:24:36: Aber das gibt es eben auch bei uns.
01:24:39: Total.
01:24:40: Und
01:24:40: das könnte dann auch der CEO von einem der größten Unternehmen in Deutschland sein, weil er eben denkt mit seiner Macht, mit seiner Position und alleine durch seinen Geschlecht hat er hier das sagen.
01:24:52: Das ist auch ganz wichtig, das nochmal zu benennen, auch wie du gesagt hast, dass sich das durch alle Schichten zieht.
01:24:57: Total.
01:24:58: Weil
01:24:58: das macht auch nochmal sehr, sehr deutlich, wie häufig das passiert und dass es eben keine Einzelfälle sind, sondern dass das jeden Tag alle paar Minuten zu einem Femizid kommt.
01:25:09: Also was für mich sehr, sehr schwer zu begreifen ist.
01:25:11: Ich wusste schon vorher, dass das sehr oft passiert, aber das nochmal in der Deutlichkeit zu hören, finde ich, ist heftig.
01:25:18: Es ist... immer wieder erschreckend einfach.
01:25:21: Es ist wirklich immer wieder erschreckend.
01:25:23: Ja.
01:25:24: Ja.
01:25:26: Ja, ich fand es auch bei der Recherche sehr schwer zu ertragen, weil ich auch an einer Stelle wirklich gedacht habe, boah, da hätte das zu dem Zeitpunkt verhindert werden können.
01:25:39: Nämlich hätte Raheel das Gebäude ja eigentlich gar nicht betreten dürfen.
01:25:44: Ja.
01:25:44: Das habe ich nicht mit ins Skript genommen, aber Sanya hat das an der Rezeption quasi vermerken lassen, dass er sich ihr nicht nähern darf, weil sie hat ja diese einstweilige Verfügung gegen ihn.
01:25:55: Ja.
01:25:56: Und dass er es dann trotzdem geschafft hat, Zutritt zu erlangen durch diesen Maklertermin, finde ich einfach, das hätte einfach nicht passieren dürfen.
01:26:05: Haben das denn welche mitbekommen an der Rezeption?
01:26:08: Ich finde nicht, dass es so aussieht.
01:26:09: Ich habe mir die Überwachungsaufnahme angeschaut, wo er reingeht und er läuft.
01:26:14: sehr, sehr nah am Eingang, also er geht rein und läuft dann sehr nah an der Fensterfront entlang, also nicht so, dass er direkt an dieser Rezeption vorbeigeht.
01:26:23: Und er wusste wahrscheinlich auch, warum.
01:26:26: Und ihre Familie hat aber trotzdem nach ihrem Tod eine Fahrlässigkeitsklage gegen die Hausverwaltung und die Sicherheitsfirma des Wohngebäudes eingereicht.
01:26:35: Weil sie eben auch sagen, dass er das Gebäude nicht hätte betreten.
01:26:40: dürfen und dass die Tat an diesem Tag hätte verhindert werden können, wenn das eben eingehalten worden wäre.
01:26:48: Die Familie macht also geltend, dass ja die Hausverwaltung und die Sicherheitsfirma, dass die mit verantwortlich für ihren Tod sein, weil sie eben den Schutz, den sie versprochen haben, nicht eingehalten haben.
01:27:01: Bisher gibt's keine Infos, zumindest die öffentlich zugänglich sind zum Ausgang dieser Klage.
01:27:05: Also ich weiß nicht, ob das entweder privat abgewickelt wurde oder ob das einfach noch aussteht, weil ich hab auch gelesen, dass sich solche Klagen ja auch über Jahre ziehen können.
01:27:15: Also falls ich da noch mal irgendwelche Infos darüber finde, werde ich euch auf jeden Fall updaten, aber das steht noch aus.
01:27:22: Aber wenn's da irgendwann neue Informationen gibt, dann date ich euch da auf jeden Fall ab.
01:27:27: Wie stehst du da dazu zu der Klage?
01:27:30: Also ich glaube, wenn ich in der Position ihrer Familie wäre, würde ich das auch einreichen.
01:27:36: Ja.
01:27:36: Weil ich schon finde, dass man das an einem Tag hätte verhindern können und einen Tag später wäre sie ja zurück nach Hause gezogen.
01:27:42: Das heißt natürlich nicht, dass man mit Sicherheit sagen kann, dass er danach seinen Plan nicht hätte umsetzen können.
01:27:49: Aber ich finde schon, dass die Hausverwaltung dafür zuständig ist, dass solche Sachen eben eingehalten werden, weil es war ja sehr deutlich, dass er eine sehr große Gefahr darstellt.
01:27:59: Ja.
01:28:01: Aber ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass sie eine Mitverantwortung tragen.
01:28:05: Das finde ich nämlich auch ein bisschen sehr stark ausgedrückt.
01:28:10: Also ich verstehe voll, was du meinst.
01:28:12: Ich verstehe auch die Familie.
01:28:13: Ich würde es an der Stelle ihrer Familie genauso machen.
01:28:16: Ja.
01:28:17: Also kein Zweifel.
01:28:20: Aber... Ich finde auch, der Hausverwaltung beziehungsweise dem Sicherheitsteam vor Ort so eine riesige Verantwortung zu geben, wenn sie dafür ja auch gar nicht geschult sind.
01:28:31: Ja.
01:28:33: Schon auch viel verlangt
01:28:35: in Anführungszeichen,
01:28:36: weil ... Ja, es gab diese einsweilige Verfügung.
01:28:40: Aber tatsächlich finde ich dann eher, dass die Polizei dafür verantwortlich gewesen wäre, hier zu schützen, als vielleicht ... eine Rezeptionistin, die da unten steht und eben einfach nur schaut, wer einen ausgeht.
01:28:54: Aber die sind ja nicht unbedingt dafür geschult.
01:28:58: Und das Sicherheitsteam ja bestimmt schon, aber wahrscheinlich auch nochmal in einem anderen Ausmaß als das jetzt.
01:29:10: Und da nicht vielleicht zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen hätte anfragen können.
01:29:14: Also ich finde auf jeden Fall, dass Sanje da im Stich gelassen wurde.
01:29:19: Ich finde, das hätte nicht passieren dürfen, denn die Betrugung war bekannt.
01:29:23: Und sie ging ja schon gerichtlich gegen ihn vor.
01:29:26: Deswegen, ich finde, da hat irgendwie das System Versag.
01:29:31: Aber ich weiß jetzt auch nicht unbedingt, ob ich die Hausverwaltung dafür so mitverantwortlich machen würde.
01:29:38: Ja, ich finde auch, wie gesagt, dass sie die Klage einreichend verstehe, aber dass sie sagen, sie tragen eine Mitverantwortung, finde ich schwierig.
01:29:45: Ja, aber letztendlich kann man das halt schon verstehen.
01:29:52: Sie sind am Trauern, sie fühlen sich da im Stich gelassen, sie fühlen sich damit allein gelassen und sie denken halt, das Ganze hätte verhindert werden können, was ja auch der Fall ist.
01:30:02: Und ich verstehe schon, dass man da versucht, zumindest irgendeinen Schuldigen zu finden oder jemanden Dafür mit verantwortlich zu machen, also ich kann das schon nachvollziehen.
01:30:13: Vor allem, weil sich Rahelia mit seinem Sweet zieht ja auch wirklicher Verantwortung irgendwie entzogen hat.
01:30:19: Genau.
01:30:20: Man konnte ihn ja nicht mehr vor Gericht stellen und ich glaube auch, dass die Familie das vielleicht für sich einfach braucht, dass sie das Gefühl haben, sie können noch irgendwas machen und sie können jemanden da in die Verantwortung ziehen.
01:30:32: Ja, ja, auf jeden Fall.
01:30:34: Und was ich noch eine sehr schöne Info ... fand, die ich auch nicht mit ins Skript gepackt habe, ist, dass sich ganz viele von Sanias Freunden diese römische Achtundzwanzig an die gleiche Stelle tätowiert haben, wie sie das getan hat.
01:30:48: Und da gibt es ein Bild, wo ganz viele von den Freunden so im Kreis stehen und die halten alle ihren Arm so in die Mitte und haben alle das gleiche Tattoo, um an sie zu denken.
01:30:59: Das finde ich aber auch schön.
01:31:00: Aber ich finde es irgendwie auch ganz schlimm, wenn man darüber nachdenkt, dass sie in dem Alter ja auch gestorben ist.
01:31:07: Ja.
01:31:08: Und das ist einfach viel zu früh.
01:31:11: Total, ja.
01:31:11: Das ist viel zu jung, das ist viel zu früh.
01:31:14: Sie hat ihr ganzes Leben noch vor sich.
01:31:16: Und ich find's auch so schlimm, dass sie dann eben den Mut gefasst hat und gegangen ist.
01:31:21: Und dass sie das dann zum Verhängnis wurde.
01:31:24: Ja, weil sie gerade angefangen hat, eigentlich das Leben zu leben, was sie führen wollte.
01:31:29: Und dass sie gerade angefangen hat, die Dinge auch zu machen, die sie ... erfüllt haben.
01:31:35: Ja, voll.
01:31:35: Und dass ihr das einfach komplett genommen wurde.
01:31:39: Ja, es ist einfach nur grausam.
01:31:41: Ja.
01:31:42: Und ich finde, man merkt auch durch deine Erzählungen, dass Sanya so ein Herzensguter-Mensch war.
01:31:48: Ja.
01:31:48: Weil selbst nach dem ersten Suizidversuch mit erweitter Tötungsabsicht, wo er versucht hat, sich mit ihr aus dem Fenster zu schmeißen, Da ist sie ja noch für ihn da geblieben.
01:32:00: Da gab's dann diese Diagnose und er wurde eingewiesen.
01:32:04: Und sie war ja an seiner Seite, obwohl er versucht hat, ihr das Leben zu nehmen.
01:32:09: Also sie wusste, er stellt in gewissen Situationen zumindest auf jeden Fall eine Gefahr für sie da.
01:32:15: Und sie ist geblieben und hat versucht, ihn zu unterstützen und hat versucht, für ihn da zu sein.
01:32:20: Und ich finde, das zeigt einfach so extrem, dass sie so oft andere oder das Wohl anderer vor ihr eigenes gestellt hat, dass sie wirklich so viel Verständnis und Liebe und Fürsorge in sich trug und dass so eine Mensch dann auf so grausame Art und Weise das Leben genommen wird, das finde ich irgendwie ganz schlimm.
01:32:43: Also mich hat der Fall auch richtig, richtig berührt, muss ich sagen.
01:32:48: Und Sarah an der Stelle kommt jetzt unser Gänsehaut to go Moment.
01:32:52: Ich kenne den Moment an sich noch nicht.
01:32:54: Aber ja, die Person, die uns den ganzen Houttuco Momente zugeschickt hat.
01:32:58: Genau, und es war die liebe Lara, die ihren Moment eigentlich bei uns bei der Live-Show in Essen vortragen wollte, die dann aber irgendwie so ein bisschen untergegangen ist.
01:33:09: Sorry an der Stelle.
01:33:10: Aber dafür haben wir heute dein Moment mit eingeplant.
01:33:25: Und Lara schrieb, als ich fünf oder sechs war, war meine große Schwester über Nacht auf einer Kinderfreizeit.
01:33:32: Sie war damals neun oder zehn.
01:33:34: Meine Mama hat mich an dem Abend ganz normal ins Bett gebracht und sich danach mit Papa ins Wohnzimmer gesetzt.
01:33:41: Nachdem ich schon eine Weile geschlafen hatte, bin ich im Halbschlaf aufgestanden und an Mama und Papa im Wohnzimmer vorbei, so weil Kronentür gelaufen.
01:33:50: Mama hat mich gestoppt und gefragt, wo ich denn hin will.
01:33:53: Ich habe nur gesagt, ich muss zu Sina, es geht ihr nicht
01:33:57: gut.
01:33:58: Mama hat mich dann beruhigt und gesagt, dass alles okay ist und meine Schwester in guten Händen wäre.
01:34:03: Sie hat mich zurück ins Bett gebracht und ich bin ziemlich schnell wieder eingeschlafen.
01:34:08: Kurz darauf hat dann das Telefon geklingelt.
01:34:11: Es war jemand von der Kinderfreizeit.
01:34:14: Sie wollte wissen, ob meine Eltern meine Schwester abholen können.
01:34:17: Sie hatte einen Asthma-Anfall und es ging ihr gar nicht
01:34:20: gut.
01:34:21: Boah krass, also hat sie richtig gespürt, dass bei ihrer Schwester irgendwas nicht in Ordnung ist.
01:34:28: Ja, das finde ich aber auch so heftig.
01:34:30: Also, ich glaube da ganz fest dran.
01:34:32: Nicht auch.
01:34:33: Ich hatte das ja mit meinem Opa tatsächlich damals.
01:34:36: Und ich finde das aber irgendwie auch so schön zu sehen, dass man so eine intensive Connection mit jemandem hat, dass man selbst über so eine Entfernung
01:34:45: spürt,
01:34:47: dass da irgendwas nicht stimmt.
01:34:48: Ja, das ist total krass.
01:34:49: Ich hatte das auch mal in meiner Familie und ich weiß noch, ich hatte da einfach so ein Gefühl, ich wusste, irgendwas stimmt nicht.
01:34:55: Da haben wir versucht, gut zuzureden und letztendlich hatte ich dann
01:34:58: Ja.
01:34:59: Auf jeden Fall.
01:35:00: Und wir haben das ja manchmal auch so.
01:35:01: Also, ich hab das manchmal in so Situationen, wo dann nicht unbedingt körperlich was bei dir ist, aber wo ich irgendwie merke, ich muss Laura mal fragen, ob alles in Ordnung ist.
01:35:11: Und
01:35:11: dann ist so, nein, mir geht's nicht gut.
01:35:13: Mir geht's
01:35:14: nicht gut.
01:35:15: Ja.
01:35:16: Ja,
01:35:16: voll.
01:35:17: Aber das merkt man, glaube ich, wirklich mit den Menschen, mit denen man so eine ganz innige Beziehung hat.
01:35:22: Einfach schon.
01:35:24: Ja, und das ist schon richtig schön auch.
01:35:26: Ja, voll.
01:35:27: Auf jeden Fall, also vielen Dank, liebe Laura, dass du uns diesen Moment noch mal zugesendet hast.
01:35:32: Ja.
01:35:32: Und generell, wenn ihr eure Gänsehaut-to-go-Momente, ob kruselig, paranormal oder vielleicht auch wholesome, zusenden möchtet, dann macht das gerne an isendedark.podcast auf Instagram.
01:35:47: Yes.
01:35:48: Und damit würde ich sagen, sind wir am Ende der heutigen Folge angekommen.
01:35:52: Wir hoffen natürlich, dass ihr alle nächsten Sonntag wieder mit dabei seid und bis dahin, wie immer, schöne Träume.
01:35:58: Bis
01:35:58: dann!
01:35:59: Tschüss!
01:36:27: Tschüssi!
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